Die anhaltende Nachfrageschwäche in wesentlichen Zielmärkten führt bei Infineon zur Senkung der Geschäftsjahresprognose 2023/24. Vorstand Jochen Hanebeck hatte bereits zum Jahresauftakt von einer "schwierigen Großwetterlage" gesprochen und das laufende Geschäftsjahr als "Übergangsjahr" bezeichnet. Zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit startet der Konzern ein Strukturverbesserungsprogramm. Die Aktie dürfte sich im Tagesverlauf dennoch recht volatil zeigen.
„In einem anhaltend schwierigen Marktumfeld hat Infineon ein solides zweites Quartal abgeliefert“, so Infineon-Vorstand Hanebeck. „Viele Endmärkte entwickeln sich konjunkturbedingt schwach und der Abbau der Halbleiterbestände bei Kunden und Distributoren dauert an. Die Nachfrageschwäche bei verbrauchernahen Anwendungen zieht sich hin. Zudem sehen wir eine spürbare Verlangsamung des Wachstums im Automobilbereich. Deshalb blicken wir zurückhaltend auf den Rest des Geschäftsjahres und reduzieren unsere Prognose.“
Bei einem unterstellten Euro/Dollar-Wechselkurs von 1,10 wird im Geschäftsjahr 2024 nun ein Umsatz von etwa 15,1 Milliarden Euro plus oder minus 400 Millionen Euro (bislang: 16,0 Milliarden Euro plus oder minus 500 Millionen Euro) erwartet.
Dabei soll die Segmentergebnis-Marge in der Mitte der Umsatzspanne etwa 20 Prozent (bislang: niedriger bis mittlerer 20er-Prozentsatz) betragen. Die bereinigte Bruttomarge wird voraussichtlich bei einem niedrigen 40er-Prozentsatz (bislang: niedriger bis mittlerer 40er-Prozentsatz) liegen.
Im dritten Quartal erwartet einen Umsatz von etwa 3,8 Milliarden Euro. Dabei soll die Segmentergebnis-Marge im oberen 10er-Prozentbereich liegen.
„Mittel- und langfristig bleiben Dekarbonisierung und Digitalisierung starke strukturelle Treiber für unseren profitablen Wachstumskurs“, so Hanebeck weiter. „Um das volle Potenzial unseres Unternehmens zu entfalten, werden wir unsere Wettbewerbsfähigkeit weiter stärken. Dazu starten wir das unternehmensweite Programm Step Up.“ Dabei will der Konzern strukturelle Verbesserungen des jährlichen Segmentergebnisses um einen hohen dreistelligen Millionen-Euro-Betrag pro Jahr erzielen.
Der gesenkte Ausblick kommt am Ende nicht wirklich überraschend und dürfte mit der schwachen Kursentwicklung der letzten Wochen in weiten Teilen eingepreist sein. Die Kursreaktionen bei einigen Wettbewerbern nach Vorlage der Zahlen haben bereits gezeigt, dass in der Branche bereits viel Negatives eingepreist ist. Anfängliche Verluste wurden im Verlauf meist wieder wettgemacht. Anleger sollten sich auf einen volatilen Kursverlauf einstellen. Der Infineon-Vorstand wird heute Vormittag im Rahmen von zwei Telefonkonferenzen das Zahlenwerk und den Ausblick näher erläutern. Kann er dabei glaubhaft vermitteln, dass die strukturellen Treiber mittelfristig weiter intakt sind und das viel zitierte Licht am Ende des Tunnels langsam zu sehen ist und das Step-Up-Programm seine Wirkung nicht verfehlt, dann dürfte auch die Infineon-Aktie am Ende wieder den Vorwärtsgang einlegen.