Gestützt durch eine starke Wall Street dürfte der DAX freundlich in die neue Handelswoche starten. Charttechnisch bahnt sich bei dem heimischen Leitindex eine Richtungsentscheidung an. Bei Infineon dürften die Anleger spätestens morgen wissen, wohin die Reise kurzfristig geht. Dann legt der Chipriese seine Q2-Zahlen 2023/24 vor.
Während der DAX nach einem eher schwachen US-Arbeitsmarktbericht, der wiederum Hoffnung auf doch baldige Zinssenkungen macht, in die Spitze eines Dreiecks aus dem Korrekturtrend seit dem Rekord von Anfang April bei 18.567 Punkten und der 50-Tage-Linie bei aktuell 17.940 Punkten läuft, warten die Anleger beim Chipriesen morgen vor allem auf die Details zur Nachfrage der Kunden.
Für das zweite Quartal erwartet Infineon einen Umsatz von 3,6 Milliarden Euro und eine Segmentergebnis-Marge von 18 Prozent. Im Vorquartal betrug der Umsatz 3,7 Milliarden Euro bei einer Marge von 22,4 Prozent. Im Vorjahreszeitraum hatte Infineon dank des damaligen Chipbooms Umsätze von mehr als vier Milliarden und eine Marge von 28,6 Prozent erzielt.
Das Gros der Analysten rechnet mit einem Quartal im Rahmen der Unternehmenserwartungen. Für das gesamte Geschäftsjahr üben sich die Experten aber noch in Zurückhaltung. Im Schnitt erwarten sie den Umsatz mit 15,6 Milliarden Euro am unteren Ende der von Infineon ausgegeben Spanne. Die Marge wird bei 21,4 Prozent gesehen.
Fakt ist: Die strukturellen Wachstumstreiber sind weiter intakt. Vorstand Hanebeck hatte aber bereits zum Jahresauftakt von einer "schwierigen Großwetterlage" gesprochen und das laufende Geschäftsjahr als "Übergangsjahr" bezeichnet. Die Kursreaktionen bei einigen Wettbewerbern nach Vorlage der Zahlen haben zudem gezeigt, dass in der Branche bereits viel Negatives eingepreist ist. Anfängliche Verluste wurden im Verlauf meist wieder wettgemacht.
Das Fazit hat Bestand: Kann Harbeck mit den Zahlen morgen glaubhaft vermitteln, dass mit diesem Quartal in Sachen Lagerabbau die Talsohle tatsächlich durchschritten ist und sich die erhoffte Belebung der Nachfrage in der zweiten Jahreshälfte wirklich einstellt, sollte auch die Aktie am Ende wieder den Vorwärtsgang einlegen – selbst wenn bei der Umsatzprognose noch einmal nachgebessert würde.