Neben der eigenen operativen Entwicklung können bei der Infineon-Aktie frische Analystenstimmen, Zahlen der Wettbewerber und natürlich die weitere Entwicklung im Handelsstreit zwischen den USA und China die kurzfristige Kursentwicklung beeinflussen. Heute drückt eine neue Verkaufsempfehlung der französischen Societe Generale (SocGen) auf die Stimmungsbremse.
Die SocGen sieht schwarz hinsichtlich einer raschen Erholung der Geschäfte von Infineon mit der Autobranche und rät nun zum Verkauf der Aktie des Chipherstellers. Der Endmarkt sei hartnäckig negativ, so Analyst Aleksander Peterc. Auch in diesem Jahr werde er in einer tiefen Rezession bleiben und bestenfalls auf diesem Niveau auch 2020 verharren. Peterc reduzierte daher seine Schätzung für die Automotive-Sparte besonders deutlich.
Nicht nur das Automotive-Segment an sich bereitet dem Experten wegen der Schwäche der gesamten Autoindustrie Sorge. "Wir haben zudem die Befürchtung, dass die Sicht auf die nächsten zwölf Monate erschwert wird durch die Integration des übernommenen US-Konkurrenten Cypress und damit verbundene, noch nicht näher spezifizierte Restrukturierungskosten." Sobald dieser teure Zukauf abgeschlossen sei, dürfte auch die Verschuldung des Halbleiterherstellers beträchtlich steigen, "und all das inmitten eines Investitionsvorstoßes", so Peterc und erinnerte an den kostspieligen Bau einer 300mm-Chipfabrik im österreichischen Villach.
Das Anlageurteil für Infineon senkte Peterc daher von "Hold" auf "Sell" und kappte sein Kursziel von 16,50 auf 15,50 Euro. Trotz seiner langen Aufzählung von negativen Aspekten und Risiken sieht der SocGen-Analyst vom aktuellen Niveau aus damit nur ein Rückschlagpotenzial von weniger als zehn Prozent. Zum Vergleich: das durchschnittliche Kursziel der Analysten liegt aktuell bei 19,64 Euro.
DER AKTIONÄR hat bereits auf den aktuellen Margendruck hingewiesen, sieht die mittel- und langfristigen strukturellen Treiber aber intakt. Frische Zahlen zum Geschäftsjahr 2018/19 gibt es am 12. November. Die im März gesenkte sollte der Konzern erreicht haben. Die Prognose für das erste Quartal 2019/20 dürfte wegen der von den Analysten genannten Unsicherheiten zwar noch verhalten ausfallen. Spätestens ab dem zweiten Halbjahr dürfte die Talsohle in Sachen Profitabilität jedoch durchschritten sein und die Marge dank der besseren Saisonalität und einer höheren Produktionsauslastung wieder spürbar anziehen. Daher hat das Fazit der letzten Tage Bestand.
(Mit Material von dpa-AFX)