Siltronic wird auch die im April gesenkten Jahresziele nicht erreichen. Wie der Halbleiterhersteller mitteilte, werden die Prognosen für wichtige Kennziffern im laufenden Geschäftsjahr gesenkt. Die "geopolitischen Unsicherheiten und der negative Einfluss der Exportbeschränkungen der US-Regierung gegenüber chinesischen Technologieunternehmen" würden laut dem Konzern zu einer Nachfrageschwäche führen. Dies trifft indirekt auch wichtige Kunden von Siltronic, die deshalb Aufträge für das zweite Halbjahr deutlich reduziert hätten.
Siltronic erwartet jetzt einen Umsatz, der 10 bis 15 Prozent unter dem des Vorjahres liegt. Zuvor war das Unternehmen von 5 bis 10 Prozent weniger ausgegangen. Bei der Marge auf den Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) rechnen die Münchener noch mit 30 bis 35 Prozent, statt 33 bis 37. Beim Netto-Cashflow liegt die Erwartung jetzt bei 180 Millionen Euro weniger, zuvor hatte man ein Minus von 150 Millionen Euro angepeilt.
Siltronic erwartet vom ersten zum zweiten Quartal einen "deutlichen" und vom zweiten zum dritten Quartal einen weiteren Umsatzrückgang. Verglichen mit dem Xetra-Schlusskurs fiel die Aktie im nachbörslichen Handel auf Tradegate um mehr als sechs Prozent.
Sektor unter Druck
Der US-Konzern Broadcom hatte in der vergangenen Woche ebenfalls seine Prognose gesenkt. Dieser rechnet für 2019 nur mehr mit einem Umsatz von 22,5 Milliarden Dollar (bisher: 24,5 Milliarden Dollar). Auch der Broadcom-Chef Hock Tan führte als wesentlichen Grund für den Pessimismus den Handelskrieg zwischen den USA und China an, der die Nachfrage nach Halbleitern drücke.
Auch Infineon dürfte sich über die Nachfrageschwäche in der Branche nicht freuen. Zudem hat das Unternehmen gerade auch noch eine Kapitalerhöhung in Höhe von 1,5 Milliarden Euro angekündigt. Die Aktie befindet sich seit Wochen im Sinkflug. DER AKTIONÄR sieht dennoch aus fundamentaler Sicht mittlerweile ein interessantes Niveau bei Infineon erreicht. Aus charttechnischer Sicht sollte aber eine Bodenbildung abgewartet werden.
(Mit Material von dpa-AFX)
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