Nach dem Corona-Crash startete die Infineon-Aktie eine dynamische Gegenbewegung. Knapp unter der 22-Euro-Marke ging den Bullen mit dem Stimmungsumschwung am Gesamtmarkt aber die Puste aus. Bietet die aktuelle Konsolidierung eine erneute Einstiegsgelegenheit? Analysten sind geteilter Meinung.
Seit dem Corona-Crash-Tief Mitte März bei 10,13 Euro konnte die Infineon-Aktie ihren Wert zwischenzeitlich verdoppeln. Mittlerweile ist der Aufwärtstrend gestoppt, die Aktie kommt im schwachen Gesamtmarkt zurück.
Für Achal Sultania von der Credit Suisse war dieser Rücksetzer mehr als überfällig. Der Analyst hat die Bewertung der Papiere bei einem Kursziel von 17 Euro mit "Underperform" wieder aufgenommen. Der Halbleiterkonzern sei zwar gut positioniert für die Megatrends Auto-Elektrifizierung, Industrieautomatisierung und Internet-der-Dinge, so Sultania. Die Aktien preisten aber bereits den optimalen Verlauf ein.
Bei Goldman Sachs ist man schon deutlich optimistischer gestimmt: Die Experten haben das Kursziel dagegen von 18,50 auf 21,00 Euro angehoben, die Einstufung dabei auf "Neutral" belassen. Nachdem das Goldman-Autoteam seine weltweiten Autoproduktionsschätzungen 2021 in Erwartung einer deutlicher als bisher angenommenen Erholung angehoben und zugleich die Produktionsschätzungen für 2020 verringert habe, folge er mit Prognoseanpassungen für europäische Halbleiterhersteller, so Analyst Alexander Duval. Für Infineon bleibe das Chance/Risiko-Verhältnis aber angesichts des derzeitigen Bewertungsniveaus der Aktie ausgewogen.
Unverändert bullish präsentiert sich David Mulholland von der Schweizer UBS. Er hat die Einstufung nach einer Investorenkonferenz mit Vorstandsmitglied Jochen Hanebeck auf "Buy" mit einem Kursziel von 23,50 Euro belassen. Der Chiphersteller rechne in Einklang mit seinen jüngsten Aussagen weiterhin mit dem Tiefpunkt im Autogeschäft im dritten Geschäftsquartal, wobei die Dynamik der künftigen Erholung unklar bleibe, so der Analyst. Positiverweise gebe es im Tagesgeschäft des Chipherstellers keine Einschränkungen mehr, da alle Fabriken wieder liefen.
Der Rücksetzer nach der rasanten Erholungsrallye war überfällig. Der seit dem Corona-Crash gültige Aufwärtstrend ist gebrochen. Aus charttechnischer Sicht könnte es zu einem Rücksetzer bis zur horizontalen Unterstützung bei 15,00 Euro kommen. DER AKTIONÄR den Stopp daher bereits auf 16,50 Euro nachgezogen, bleibt grundsätzlich aber positiv gestimmt für die Infineon-Aktie. Anleger warten vor einem (Zu-)Kauf eine Stabilisierung ab.
(Mit Material von dpa-AFX)