Die Aktie des Chemikalienhändlers Brenntag ist zuletzt stark gelaufen und steht nun kurz vor einem neuen Kaufsignal. Ob es dazu kommt, entscheidet sich womöglich am Mittwoch. Denn dann legt der Vorstand die Zahlen für das erste Quartal 2023 vor. Nach einem Umsatz- und Ergebnissprung im vergangenen Jahr blickt Brenntag vorsichtig auf 2023.
Der Vorstand rechnet im laufenden Jahr mit einem anhaltend schwierigen Geschäftsumfeld, wie der DAX-Konzern Anfang März bei der Vorlage der Jahreszahlen für 2022 mitgeteilt hatte. Die Situation dürfte sich aber allmählich normalisieren. In diesem Jahr soll der bereinigte Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (operatives Ebitda) deshalb mit 1,6 bis 1,8 Milliarden Euro im besten Fall den Vorjahreswert erreichen.
Wachsen will Brenntag auch künftig über Zukäufe. Ausbauen wollen die Essener laut Konzernchef Christian Kohlpaintner etwa die Marktposition der beiden Geschäftsbereiche Specialties und Essentials in den Schwellenländern. Dabei will der Vorstand auch größere Übernahmen prüfen, wenn sich die Gelegenheit ergibt. Jährlich will das Unternehmen 400 bis 500 Millionen Euro für Zukäufe aufwenden. In den vergangenen drei Jahren hatte Brenntag rund 670 Millionen Euro für Übernahmen ausgegeben.
Derweil reißt die Kritik aktivistischer Investoren am Chemikalienhändler nicht ab. Nun wollen sie einen Sitz im Aufsichtsrat. Damit untermauern Aktionär PrimeStone Capital und andere Aktivisten ihre Forderung, das Unternehmen in zwei Teile zu spalten. Im Geschäftsfeld Specialties konzentriert sich Brenntag auf den Vertrieb von Inhaltsstoffen für ausgewählte Branchen. Im Bereich Essentials vermarktet das Unternehmen Prozesschemikalien. Abseits dieser Forderungen kritisieren die aktivistischen Investoren die Kommunikation des Aufsichtsrats gegenüber Anlegern sowie dessen Kontrolle der Unternehmensführung.
Erst jüngst hat Brenntag erklärt, dass das Unternehmen bis zum Ende des Jahres warten wolle, um eine Reorganisation in Betracht zu ziehen. Damit ignorierte der Konzern die Forderungen von PrimeStone und Investor Engine Capital, schnell zu handeln. Das Unternehmen teilte auch mit, dass es keine größeren Veränderungen im Aufsichtsrat vor 2024 in Erwägung ziehe, trotz der Drohung von PrimeStone, zwei eigene Kandidaten vorzuschlagen.
Es bleibt dabei: Bei Brenntag läuft es rund. Das Unternehmen verfügt über ein solides Geschäftsmodell, wodurch es auch diese Krise relativ schadlos überstehen dürfte. Zudem glänzt die Aktie mit einem starken Chartbild. Anleger können bei der AKTIONÄR-Altempfehlung dabeibleiben (Stoppkurs: 58,00 Euro).
Mit Material von dpa-AFX