Der Chemikalienhändler Brenntag legt an diesem Mittwoch (8.3.) seine Zahlen für das vierte Quartal und Gesamtjahr 2022 vor. Zuletzt konnte Brenntag im dritten Quartal dank höherer Verkaufspreise und einer guten Nachfrage Umsatz und Ergebnis kräftig steigern. Dabei profitierte Brenntag auch vom schwächeren Euro. Der operative Gewinn zog auch dank des Konzernumbaus um mehr als ein Drittel an.
Brenntag-Chef Christian Kohlpaintner hat dem Unternehmen einen Großumbau verordnet, um es profitabler zu machen. Abläufe und Strukturen sollten verbessert werden, zudem wollte Brenntag bis Ende 2022 rund 1300 Stellen streichen. Das Unternehmen hat mit dem Programm bis zum Ende des dritten Quartals bereits ein zusätzliches jährliches operatives Ergebnis (Ebitda) von 230 Millionen Euro generiert und damit mehr als ursprünglich geplant.
Für das laufende Jahr peilt Brenntag einen operativen Gewinn (bereinigtes Ebitda), der als wichtiger Gradmesser für die operative Entwicklung gilt, im oberen Bereich von 1,75 bis 1,85 Milliarden Euro an. 2021 standen hier 1,34 Milliarden Euro. Dazu sollen neben dem Konzernumbau und Sparprogramm auch Zukäufe beitragen.
Derweil blies das Brenntag-Management Anfang des Jahres nach der Kritik von Aktionären eine mögliche Übernahme des US-Konkurrenten Univar Solutions ab. So hatte der Aktionär Primestone Capital die "sofortige Beendigung" der Gespräche mit Univar gefordert. Nach Vorstellung von Primestone sollte sich Brenntag statt auf eine "risikoreiche" Übernahme vielmehr auf die Verbesserung des Kerngeschäfts konzentrieren. Hierzu forderte der Investor auch eine Aufspaltung des Unternehmens.
Brenntag hat die beiden Geschäftsbereiche Specialties und Essentials. Im ersten Geschäftsfeld konzentriert sich Brenntag auf den Vertrieb von Inhaltsstoffen für ausgewählte Branchen. Im zweiten Bereich vermarktet das Unternehmen Prozesschemikalien.
Günstig bewertet, aber...
Die von Brenntag befragten Analysten erwarten für das vierte Quartal im Schnitt ein bereinigtes Ebitda von knapp 394 Millionen Euro, fast 14 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Beim Umsatz rechnen die Experten mit rund 4,6 Milliarden Euro, ebenfalls ein Plus von knapp 14 Prozent. Unter dem Strich dürfte ein auf die Aktionäre entfallender Gewinn von gut 184 Millionen Euro stehen, nach 59 Millionen ein Jahr zuvor.
Für Analyst Dominic Edridge von der Deutschen Bank ist der Haupttreiber für den Aktienkurs die Umsetzung der Ziele in Ergebnisse. Für eine Aufteilung in zwei Geschäftsteile, wie es Aktionäre nach dem Univar-Vorstoß gefordert hätten, sei jetzt nicht der richtige Zeitpunkt. Brenntag brauche nach der Ankündigung seiner neuen Strategie Zeit, um die internen Systeme und Strukturen zu stärken und zu zeigen, was das Unternehmen in seiner derzeitigen Struktur noch leisten könne.
Die Aktie des Chemikalienhändlers ist laut Chris Counihan vom Analysehaus Jefferies die weltweit günstigste in der Branche. Doch solange Brenntag keine deutliche Verbesserung der finanziellen Entwicklung im Vergleich zur Konkurrenz oder einen deutlichen Strategiewechsel zeige, dürfte sich der Bewertungsrückstand kaum aufholen lassen. Nach Einschätzung von Morgan-Stanley-Analystin Annelies Vermeulen dürften sich bei den Chemiekonzernen Wachstum und Margen 2023 abschwächen. Brenntag aber könnte mit einer robusten Entwicklung überraschen
Brenntag kam bislang gut durch die Krise. Die mittel- bis langfristigen Aussichten sind relativ gut. Auch das Chartbild stimmt derzeit, ein frisches Kaufsignal könnte bald generiert werden. DER AKTIONÄR ist daher für die Brenntag-Papiere positiv gestimmt. Der Stoppkurs sollte bei 52,50 Euro belassen werden.
Mit Material von dpa-AFX