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Hier haben Insider im Corona-Crash massiv zugegriffen – sollten Anleger folgen?

Hier haben Insider im Corona-Crash massiv zugegriffen – sollten Anleger folgen?
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Michael Schröder 21.04.2020 Michael Schröder

Das Coronavirus hat die Aktienmärkte noch immer fest im Griff. Während viele Investoren ihre Positionen zuletzt im großen Stil abgestoßen haben, nutzten einige Führungskräfte den Kurseinbruch, um Aktien ihrer Unternehmen zu kaufen. Im DAX sticht vor allem HeidelbergCement hervor. Aber auch bei den Nebenwerten griffen die Firmenlenker während des Corona-Crashs beherzt zu.

„Gerade in Schwächephasen kaufen die Insider antizyklisch stark, wenn sie davon ausgehen, dass es wirtschaftlich wieder nach oben geht“, erklärt Manuel Hölzle von GBC Research gegenüber dem AKTIONÄR. Der Chefanalyst hat mit seinem Team die Insidertransaktionen schon seit einigen Jahren genau im Blick. „Die Insiderkäufe sind in den im März massiv nach oben gesprungen und befinden sich auf ähnlichen Niveaus wie nach der Finanzkrise 2009“, sagt Hölzle.

Aber warum greifen die Organe zu? „Es hat sich gezeigt, dass die Unternehmensinsider schlicht aus wirtschaftlichen Überlegungen kaufen, wenn sie die Kurse vor dem Hintergrund der operativen Lage als günstig einschätzen.“ Schließlich sollte sich der Chef in seiner Firma am besten auskennen. Setzt er dann sein privates Vermögen ein, bekommen Anleger in jedem Fall einen guten Hinweis auf eine mittelfristig positive Aktienkursentwicklung. Während der Coronavirus-Pandemie sind die Insiderkäufe aber auch als Vertrauensbeweis zu interpretieren, dass die Auswirkungen von COVID-19 auf die jeweiligen Unternehmen nur temporärer Natur sind.

„Wenn die Insider richtigliegen, haben wir einen Großteil der Korrektur mit den letzten Tiefs bereits gesehen, und wir bekommen zumindest in den nächsten drei bis sechs Monaten eine Stabilisierung der Kurse mit der Chance auf eine anschließende Aufwärtsbewegung“, so der GBC-Experte.

Einer dieser Nebenwerte, bei denen die Verantwortlichen zugegriffen haben ist die inhabergeführte Industrieholding MBB. Im Vorjahr hat die Gesellschaft die Prognosen für Umsatz und EBITDA übertroffen. Auch im laufenden Jahr will man auf Wachstumskurs bleiben. In Summe rechnet MBB-Vorstand Christof Nesemeier mit einem Umsatz von mehr als 660 Millionen Euro (Vorjahr: 592 Millionen Euro). Bei einer bereinigten Marge von acht bis zehn Prozent könnte das EBITDA am Ende sogar nur leicht unter dem Vorjahreswert von 68 Millionen Euro herauskommen – auch wenn eine detaillierte Einschätzung wegen der Pandemie nur bedingt möglich ist.

Vor allem die beiden im Vorjahr vollzogenen Zukäufe könnten sich als Impulsgeber herausstellen. Mit Vorwerk (Anteil: 60 Prozent) gelang MBB der Einstieg in den Pipeline- und Anlagenbau für Gas- und Stromnetze. Durch die Akquisition der margenstarken Bohlen & Doyen durch Vorwerk wurde das boomende Segment “Energieinfrastruktur” weiter gestärkt. Beide Neulinge werden 2020 zum ersten Mal für ein komplettes Jahr entsprechende Umsatz- und Ergebnisbeiträge beisteuern.

Aber auch der Tissue-Produzent Hanke (Servietten, Toilettenpapier unter der Marke “aha” – Anteil 96 Prozent) dürfte nicht nur dank der Hamsterkäufe steigende Cashflows produzieren. Auf der anderen Seite sind die 38-prozentige Tochter Aumann und die ebenfalls börsennotierte Delignit (76 Prozent) zu nennen. Als Zulieferer für die Automobilindustrie dürfte das Duo die Auswirkungen der Coronakrise besonders zu spüren bekommen – inklusive Streichung der Dividenden.

Apropos: MBB will für das abgelaufene Geschäftsjahr 0,70 Euro je Aktie (Vorjahr: 0,69 Euro) ausschütten. In Zeiten von Dividendenstreichungen ein richtig gutes Zeichen.

Ebenfalls positiv: MBB verfügt über eine Nettoliquidität von 184,5 Millionen Euro (31 Euro je Aktie) – rechnet man die Liquidität der Beteiligungen anteilig mit dazu, kommt man sogar auf rund 250 Millionen Euro (42 Euro je Aktie). Zum Vergleich: Der gesamte MBB-Konzern ist an der Börse nur 360 Millionen Euro wert. Gut die Hälfte der Marktkapitalisierung sind damit mit Cash hinterlegt.

Im Worst Case könnte die Mutter den recht gut ausgestatteten Beteiligungen bei einer Verschärfung der Coronakrise unter die Arme greifen. Zudem hat MBB ein Aktienrückkauf gestartet. Am Ende könnte MBB aber auch den Preisverfall am Markt nutzen, um die Zahl der Beteiligungen gezielt zu erweitern. Nesemeier und Co dürften bereits alle Sinne geschärft haben.

MBB (WKN: A0ETBQ)

Neben diversen Verwaltungsratsmitgliedern hat auch Vorstand und Großaktionär Nesemeier den Rücksetzer im März und Anfang April im großen Stil genutzt, um eigene Aktie im Bereich zwischen 45 und 50 Euro zu erwerben und seinen Anteil von rund 32 Prozent aufzustocken. Mittlerweile notiert die Aktie bereits wieder bei 60 Euro. Behält der “GBC-Insiderindikator” recht, dürfte sich dieser Vertrauensbeweis schon in einigen Monaten rentieren – für alle investierten Anleger.

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