Nach dem starken Kurseinbruch am vergangenen Freitag kann sich die HelloFresh nun schon den zweiten Tag in Folge erholen. Aus technischer Sicht ist eine kurzfristige Gegenreaktion durchaus im Bereich des Möglichen, doch der Ausblick des Unternehmens lässt Zweifel an der Dauerhaftigkeit aufkommen. Diese Unsicherheit spiegelt sich auch in den jüngsten Analystenmeinungen wider.
Die britische Investmentbank Barclays beispielsweise hat zwar das Kursziel für Hellofresh gesenkt, mit zwölf Euro liegt dies aber immer noch weit über dem aktuellen Kurs (7,15 Euro). Der Kochboxenversender müsse nun zeigen, dass die Zeit der Gewinnwarnungen vorbei sei, schrieb Analystin Emily Johnson. Die Expertin kappte zudem ihre Schätzungen deutlich. Sie rechnet mit einer langsamen Erholung der Marge in den kommenden Jahren und sieht den freien Barmittelzufluss nun besonders im Fokus. Nichtsdestotrotz bleibt Johnson bei ihrer Einstufung auf "Overweight".
Die Analysten von Baader hingegen sehen die Aktienstory bei HelloFresh nicht mehr als gegeben und stufen die Aktie doppelt von „Kaufen“ auf „Verkaufen“ herab. Das Unternehmen entferne sich vom Kerngeschäft mit Kochboxen und fokussiere sich vermehrt auf seine Ready-to-eat-Produkte (RTE). Dies könne zwar kurzfristig für ein gewisses Wachstum sorgen, das Geschäft mit Fertiggerichten sei aber auch mit einem starken Wettbewerb konfrontiert.
"Die Wachstumsstory, die die Erfolgsgeschichte des Unternehmens während der Covid-Ära befeuert hatte, ist nicht mehr stichhaltig", so Baader. Die Umstellung der Strategie von der Gewinnung neuer Kunden auf die Stabilisierung bestehender Kunden im Kochboxen-Geschäft und die Fokussierung auf RTE stärke nur seine Meinung, so der zuständige Analyst. Hinzu kommt, dass die RTE-Branche hart umkämpft ist, da Take-Away-Dienste, Online-Lebensmittelplattformen und traditionellere Supermärkte allesamt direkte Konkurrenten sind.
Baader hat seine AEBITDA-Schätzung für 2024 um rund 46 Prozent auf rund 350 Millionen Euro gesenkt, was in etwa dem unteren Ende der Unternehmensprognose entspricht. Das Kursziel lautet auf 5,52 Euro.
Die Tatsache, dass der Vorstand den Markt für HelloFresh falsch eingeschätzt hat, spricht Bände. Auch die Aussagen mancher Analysten, dass der Kochboxensender ganz schweren Zeiten entgegenlaufen könnte, macht wenig Hoffnung auf eine nachhaltige Erholung der Aktie. DER AKTIONÄR bleibt daher dabei: Finger weg!