Wirecard hat in dieser Woche die Ziele der „Vision 2025“ angehoben (DER AKTIONÄR berichtete). Was bei manch anderem Unternehmen für Jubelstürme sorgen würde, ist bei Wirecard inzwischen zur Gewohnheit geworden. Entsprechend fällt auch die Reaktion von Anlegern und Analysten aus.
Das Echo der Experten auf die erneute Prognoseerhöhung fällt überwiegend positiv aus. Allerdings geht aus den meisten Kommentaren hervor, dass dieser Schritt im Vorfeld auch erwartet wurde. Die Kursreaktion spricht eine ähnliche Sprache: Zwar konnte die Wirecard-Aktie nach der Bekanntgabe am Dienstagmorgen kurzzeitig zulegen. Auf Wochensicht notiert sie allerdings nahezu unverändert.
Überraschen konnte Wirecard mit den neuen Zielen also kaum jemanden. Nicht zuletzt, weil Vorstandschef Markus Braun bereits Mitte September eine Anhebung der Ziele bis 2025 angekündigt hatte. Außerdem blickt Wirecard auf eine lange Tradition immer neuer Prognoseerhöhungen zurück.
Überraschung als Normalzustand
Seien es die Ziele für das Gesamtjahr, die „Vision 2020“ oder die „Vision 2025“: Der Zahlungsabwickler ließ zuletzt kaum eine Zwischenbilanz oder Kapitalmarktveranstaltung aus, um seine Prognosen nach oben zu justieren. Das zeugt zweifelsohne von einer positiven Geschäftsentwicklung, birgt aber auch Gefahren.
Analyst Wolfgang Donie von der NordLB bleibt zwar bei seiner Kaufempfehlung, schraubt aber das Kursziel von 225 auf 195 Euro zurück und warnt: Höhere Prognosen des Zahlungsabwicklers seien inzwischen zur Gewohnheit geworden, was zu einer hohen Erwartungshaltung führe. Im Falle einer Enttäuschung werde die Aktie seiner Meinung nach sehr empfindlich reagieren. Zudem verweist der Analyst auch auf die allgemeine Unsicherheit an den Aktienmärkten.
Während Deutsche-Bank-Analystin Nooshin Nejati („Buy“; 200 Euro) von „kühnen Ambitionen“ spricht, hat Wirecard-Chef Markus Braun auch die neuen Ziele in seinem Vortrag wiederholt als „konservativ“ bezeichnet. Weitere Erhöhungen scheinen damit vorprogrammiert.
Das operative Geschäft von Wirecard läuft rund und dürfte in den kommenden Jahren weiter stark wachsen. Allerdings scheinen diese Aussichten auf dem aktuellen Niveau weitgehend im Kurs eingepreist zu sein. Auch wenn es zumindest kurzfristig nach einer Fortsetzung des Seitwärtstrends aussieht, bleibt DER AKTIONÄR bei seiner positiven Einschätzung für die Wirecard-Aktie.
Hinweis nach §34 WPHG zur Begründung möglicher Interessenkonflikte: Aktien oder Derivate, die in diesem Artikel besprochen / genannt werden, befinden sich im "Real-Depot" von DER AKTIONÄR.
Mit Material von dpa-AFX.