Pizza, Sushi, Gyros – bequem bestellt per App. Nicht nur in Amerika klicken sich immer mehr Menschen ihr Essen nach hause. Genau deshalb machen diese Aktien Hunger auf mehr.
Der Hunger ist groß, der Kühlschrank leer und zum Einkaufen fehlt gerade die Zeit. Kein Problem, wenn das Smartphone zur Hand ist. Noch besser, wenn Apps wie Lieferheld, Just Eat und Co darauf installiert sind. Schnell die eigene Postleitzahl eingegeben und schon werden die Lieferservices in der Nähe angezeigt. Dort kann man sich sein Essen dann bequem mit wenigen Klicks auf den heimischen Teller bestellen. Kein Warten, bis am anderen Ende der Telefonleitung endlich mal jemand abhebt, kein Verständigungsproblem, wenn in der Küche des Wunschrestaurants gerade Hochbetrieb herrscht – und die Chance, dass tatsächlich das geliefert wird, was man bestellt, ist per App deutlich größer. Immer mehr Menschen greifen fürs Essen zur App statt zum Kochlöffel.
App-solutes Wachstum
Just Eat, zu Deutsch: Iss einfach – dieser etwas saloppen Aufforderung sind im vergangenen Jahr rund 13,4 Millionen Just-Eat-Nutzer gefolgt. Die hungrigen, aber dennoch kochfaulen Menschen haben 2015 insgesamt rund 96 Millionen mal den Bestellknopf geklickt. Zwei Jahre zuvor waren es „nur“ 5,9 Millionen, die insgesamt rund 40 Millionen mal bestellt haben. Damit hat Just Eat seinen Umsatz von 2013 bis 2015 von 96,8 Millionen auf 247 Millionen Pfund mehr als verdoppelt. Schaut man noch länger zurück, so hat Just Eat in den vergangenen fünf Jahren ein Umsatzwachstum von rund 630 Prozent serviert. Ein Ende des Wachstums ist nicht in Sicht. Bis 2018 soll sich der Umsatz mit 561 Millionen Britischen Pfund im Vergleich zu 2015 nochmal mehr als verdoppeln – so die Schätzungen der Analysten von Bloomberg. Neben dem Vereinigten Königreich, dem Hauptsitz des Unternehmens, ist Just Eat in 14 weiteren Ländern aktiv, davon in 13 als Marktführer. Insgesamt schätzt der Konzern das gesamte Marktvolumen in seinem Lieferkosmos auf rund 25 Milliarden Pfund. Bei einem von Unternehmensseite genannten Anteil von rund 20 Prozent in den bedienten Märkten laufen über die Just-Eat-App Bestellungen von rund fünf Milliarden Pfund – beeindruckend, aber auch ausbaufähig. Just-Eat-Chef David Buttress setzt beim Wachstum auf Zugewinne in bestehenden Märkten. Die geografische Expansion sei nicht geplant, sagte er vor wenigen Monaten der Financial Times: „Wir haben uns weltweit umgesehen und festgestellt, dass es keine weißen Flecken mehr gibt.“
UK ganz groß
Der Großteil der Bestellungen (fast 70 Prozent) bei Just Eat kommt aus dem Heimatland der Londoner, lediglich 30 Prozent werden außerhalb des Königreichs umgesetzt. Währungseffekte wie jetzt durch den Verfall des Britischen Pfund sind somit beidseitig kaum zu erwarten. Entsprechend schnell konnte sich die Aktie vom Brexit-Schock erholen und notiert nun wieder auf dem Niveau am Tag vor dem Referendum. Worauf die Anleger derzeit bei Just Eat anspringen, ist Buttress’ Idee, Bestellungen zukünftig per Lieferroboter zuzustellen. Seit einigen Tagen zuckeln sechs Kasten-Roboter (Bild S. 32) in Schrittgeschwindigkeit durch die Londoner City, um Testdaten zu sammeln. Wenn sich die Roboter gut machen, werden sie die menschlichen Lieferanten keinesfalls ersetzen, sondern hauptsächlich zu Stoßzeiten unterstützen. David Buttress ist überzeugt: „Das wird wirklich passieren, das ist keine Zukunftsmusik mehr.“
Starke Konkurrenz
Bei Takeaway.com (Lieferando), der Rocket-Beteiligung Delivery Hero (39 Prozent Anteil) und GrubHub wird man das Robo-Experiment aufmerksam verfolgen – und bei Erfolg wohl kopieren. Alle Unternehmen sind Konkurrenten von Just Eat, lediglich die Kern- und Zielmärkte unterscheiden sich (manchmal). Takeaway.com etwa ist stark in den Niederlanden (90 Prozent Marktanteil) aufgestellt, Delivery Hero in Deutschland, der Türkei und dem Nahen Osten und GrubHub in den USA, wo der Konzern eigenen Angaben zufolge 2015 mit im Schnitt täglich 800.000 Bestellungen 2,5 Milliarden Dollar an Bruttoumsatzerlösen generiert und sich damit auf Augenhöhe zu Just Eat befindet. Auch sonst sind sich die beiden App-Anbieter ähnlich, etwa was die Bewertung der Aktien betrifft. Da bringt es Just Eat auf Basis der für 2016 erwarteten Gewinne auf 42, GrubHub auf 39. Im Sonderangebot gibt es beide Anteilscheine nicht. Den höheren Börsenwert stemmen die Briten mit 3,2 Milliarden Dollar zu 2,6 Milliarden für GrubHub. Die insgesamt etwas höhere Bewertung für Just Eat lässt sich mit der breiteren Aufstellung und dem höheren Wachstum rechtfertigen. Analysten prognostizieren bei Just Eat bis 2018 eine Umsatzverdopplung auf 500 Millionen Pfund, der Gewinn soll gleich stark zulegen. Beim US-Konkurrenten betragen die Wachstumsraten jeweils 85 Prozent.
Frisch auf den Tisch
Der Food-Delivery-Markt boomt und ein Ende ist nicht in Sicht. der aktionär favorisiert Just Eat und GrubHub. Delivery Hero ist nur durch den Einstieg bei Rocket Internet handelbar – zu riskant!