Der Goldpreis kann noch keinen Befreiungsschlag verzeichnen. Auch am gestrigen Montag ging es weiter bergab. Einziger Lichtblick: Die Minenaktien konnten sich gestern gegen den Abwärtstrend stemmen und notierten im Plus. Vor allem die großen Produzenten verzeichneten dabei grüne Vorzeichen. Wenn es nach den Experten von Standard Chartered geht, dann sind es vor allem zwei Kräfte, die den Goldmarkt aktuell gefangen halten.
Das jüngste Rätsel für den Goldmarkt bestehe darin, dass sich die für Gold eigentlich bullische Omicron-Angst mit einem rückläufigen physischen Markt und einer aggressiveren US-Notenbank vermischt hat, sagte Suki Cooper, Edelmetallanalystin bei Standard Chartered. „Gold ist gefangen zwischen moderaten Zinserhöhungserwartungen der Fed und der Nachfrage nach sicheren Häfen inmitten von Stagflationsrisiken auf der einen Seite und einem schwächeren physischen Markt (aufgrund nachlassender saisonaler Nachfrage) und Befürchtungen über beschleunigte Zinserhöhungen auf der anderen Seite", sagt Cooper. Da der Aktienmarkt nach wie vor volatil ist, hat sich der Goldpreis von einer inversen Beziehung zum US-Dollar hin zu einer genaueren Beobachtung der Inflationserwartungen und der realen Renditen entwickelt, so der Edelmetallanalyst.
„Gold ist in letzter Zeit dazu übergegangen, die realen Renditen enger zu verfolgen als den Dollar. Während dies mittelfristig ein größeres Aufwärtsrisiko für Gold bedeuten sollte, ist die Überzeugung kurzfristig gering“, sagte sie. Zunächst sahen die Anleger, wie Gold nach der zurückhaltenden Fed-Sitzung im November eine gewisse Aufwärtsdynamik entwickelte. Dieser positive Trend schwächte sich jedoch ab, nachdem der Fed-Vorsitzende Powell von einem aggressiveren Zeitplan für das Tapering sprach, der auf der bevorstehenden Dezembersitzung diskutiert werden soll.
Standard Chartered geht davon aus, dass Gold das Jahr um die Marke von 1.825 Doller je Unze abschließen und dann im ersten Quartal des nächsten Jahres auf 1.875 Dollar je Unze ansteigen wird.
Die Marken von Standard Chartered klingen realistisch. Allerdings neigt Gold dazu, Bewegungen in beide Richtungen zu übertreiben. Aus Sicht der Bullen geht es zunächst einmal darum, die psychologische Marke von 1.800 Dollar zurückzuerobern. Anschließend können die Bullen in Richtung der 1.875 Dollar blicken. Diesen Bereich hatte Gold schon einmal vor drei Wochen angelaufen. Der wichtigere Widerstandsbereich liegt allerdings nach Ansicht des AKTIONÄRs bei 1.900 Dollar.