Weder Tim Höttges noch Masayoshi Son wollten sich von ihren Kontrollmehrheiten trennen. Stur beharrten die beiden Konzern-Bosse darauf, im künftig vereinigten US-Konzern das Sagen zu haben. Nun ist die Fusion der beiden US-Mobilfunk-Unternehmen T-Mobile US und Sprint gescheitert. Die Aktien der beiden Mutter-Konzerne stehen am Montag kräftig unter Druck.
Nach monatelangen, aussichtsreichen Verhandlungen über eine Fusion wurden die Gespräche ohne Ergebnis beendet. Softbank-Chef Masayoshi Son, dessen Unternehmen 84 Prozent an Sprint hält, konnte sich nicht damit abfinden, die Kontrolle in einem gemeinsamen Unternehmen an die Telekom abzutreten. Es sei seine Entscheidung gewesen, die Gespräche abzublasen, sagte der japanische Tech-Milliardär.
Aber auch Tim Höttges, dessen Deutsche Telekom etwa zwei Drittel an T-Mobile US hält, wollte die Zügel im US-Geschäft nicht aus der Hand geben. "Wir haben versucht, eine Fusion von T-Mobile US und Sprint unter unserer Kontrolle auszuhandeln", schrieb er in einem Beitrag im Online-Karrierenetzwerk Linkedin. Das habe aber nicht geklappt. "Wir sind überzeugt, dass es unter den gegebenen Bedingungen besser ist, alleine weiterzumachen und kein gemeinsames Unternehmen mehr zu verfolgen."
An der Börse ist die Enttäuschung jedoch groß. Die T-Aktie sackt zeitweise fast vier Prozent bis auf 15,06 Euro ab, Softbank verlieren noch ein paar Punkte mehr. “Eine Never-Ending-Story hat ein unglückliches Ende gefunden“, kommentierte ein Händler gegenüber dem „Handelsblatt“ die Nachricht um das erfolglose Ringen um die Macht.
Ein Zusammenschluss mit Sprint zu einem Konzern mit 130 Millionen Kunden hätte die Schlagkraft auf dem amerikanischen Markt erhöht und Kostenersparnisse nach sich gezogen. Doch die Übernahme der verlustreichen Sprint hätte auch Milliarden gekostet, den Konzern in den USA aber trotzdem nicht auf die Nummer Zwei gehoben. An der Spitze residieren weiterhin unangefochten die beiden Platzhirsche Verizon und AT&T.
Eigentlich können zumindest die Aktionäre der Telekom also erleichtert sein. Auch charttechnisch ist der aktuelle Abtaucher der T-Aktie eher eine Nachkaufgelegenheit. So sieht Experte Robert Grindle von der Deutschen Bank T-Mobile US auch alleine weiter gut aufgestellt. Eine Kursschwäche der T-Aktie sei eine Kaufgelegenheit.
Bei 15 Euro verläuft ein langfristiger Aufwärtstrend seit Ende 2014. Legt der Konzern am kommenden Donnerstag vernünftige Quartalszahlen vor, könnte es schnell wieder aufwärts gehen mit dem Dax-Wert. Für eine echte Trendwende aufwärts müsste der Kurs jedoch wieder über den gleitenden 200-Tage-Durchschnitt steigen. Diese Linie verläuft derzeit bei 16,05 Euro. DER AKTIONÄR hält die Telekom-Aktie für haltenswert – Stopp bei 13,35 Euro.