Russland hat angesichts der extrem hohen Gaspreise Spekulationen auf den Energiemärkten beklagt und sich für eine Stabilisierung der Lage ausgesprochen. Die Spekulation an den Börsen treibe den Gaspreis in die Höhe, sagte der für Energiefragen zuständige Vize-Regierungschef Alexander Nowak am Mittwoch bei einer Sitzung mit Präsident Wladimir Putin. Hier sei eine Untersuchung der Akteure an den Börsen nötig, "weil der aktuelle Preis nicht objektiv die gegenwärtige Lage wiedergibt", sagte Nowak. Russland hatte zuvor mehrfach eine Verantwortung Russlands für das Preisniveau zurückgewiesen.
Nowak machte deutlich, dass solche hohen Preise nicht im Interesse Russlands seien, weil so der Übergang zu Projekten für erneuerbare Energien intensiviert werde. Die Energiegroßmacht Russland aber will ihre fossilen Träger wie Gas und Öl verkaufen. "Deshalb müssen wir den Markt stabilisieren", sagte Nowak. Nach seiner Darstellung könnte nicht zuletzt eine rasche Betriebsgenehmigung für die fertiggestellte Ostseepipeline Nord Stream 2 zu einer Entspannung führen.
Putin unterstützte den Ansatz bei der im Staatsfernsehen übertragenen Sitzung zu Energiefragen. Er sprach sich auch dafür aus, eine mögliche Erhöhung des Gas-Angebots für die EU zu prüfen. Möglich wäre es demnach etwa, den Gastransit über die Ukraine in die EU zu erhöhen. Allerdings machte Putin auch deutlich, dass dies für den halbstaatlichen Gasriesen Gazprom wegen hoher Kosten nicht attraktiv sei.
"Lassen Sie uns also nachdenken über eine mögliche Erhöhung des Angebots auf dem Markt, aber wir müssen da präzise vorgehen", sagte Putin. Die gegenwärtigen Spekulationen führten zu nichts Gutem. Der Chef des Energiekonzerns Rosneft, Igor Setschin, sagte, dass in einem Pilotprojekt zehn Milliarden Kubikmeter Gas für den Export bereitgestellt werden sollten, um die Preise zu stabilisieren. Rosneft könnte zudem neben Gazprom künftig die Kapazitäten von Nord Stream 2 nutzen.
Die Phase hoher Gaspreise und damit klingelnder Kassen bei Gazprom dürfte sich noch einige Zeit fortsetzen. Allerdings wird es früher oder später auch immer wieder zu schärferen Korrekturbewegungen - bei den Gaspreisen und bei der Aktie des Weltmarktführers kommen. Es bleibt also dabei: Wer bei den mit einem KGV von 5 und einem KBV von 0,6 immer noch sehr günstig bewerteten Gazprom-Titeln einsteigen will, braucht starke Nerven. Zur Gewinnsicherung bietet sich indes weiterhin ein Stoppkurs bei 6,50 Euro an.
Mit Material von dpa-AFX