Der Erdgasriese Gazprom schreitet zur Tat: Nach dem Abzug westlicher Spezialschiffe wegen der US-Sanktionen will Russland die Leitung selbst fertigbauen, wie Kremlchef Wladimir Putin bereits angekündigt hatte. Russland setzt dafür eigene Schiffe ein, die laut Radaren am Sonntag nahe der deutsch-dänischen Seegrenze zu sehen waren.
Demnach handelte es sich um das Verlegeschiff "Akademik Tscherski" sowie die Schiffe "Iwan Sidorenko" und "Finwal". So sind Arbeiten für ein 2,6 Kilometer langes Teilstück der Pipeline geplant. Die Nord Stream 2 AG hat dafür seit langem eine Genehmigung vom Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH). Die Erlaubnis ist aber nur noch bis Ende des Jahres gültig. Ob die Verlegearbeiten am Wochenende wieder angelaufen sind, blieb zunächst unklar. Das Unternehmen selbst wollte sich am Sonntag nicht dazu äußern und teilte auf dpa-Anfrage mit: "Zu Projektdetails und weiteren Planungen können wir keine Auskunft geben."
Die etwa 9,5 Milliarden Euro teure Pipeline ist zu 94 Prozent fertig. Durch die zwei jeweils rund 1.200 Kilometer langen Leitungen von Nord Stream 2 sollen künftig jedes Jahr 55 Milliarden Kubikmeter Erdgas von Russland nach Deutschland gepumpt werden.
Gelingt trotz des massiven Widerstands der USA die Fertigstellung von Nord Stream 2, wäre dies für die Gazprom-Aktie natürlich positiv zu werten. Die ohnehin starke Marktstellung in Europa würde sich dadurch noch schneller vergrößern.
Nichtsdestotrotz bleiben die Anteilscheine des weltgrößten Erdgasproduzenten natürlich politisch bedingt heiße Eisen, weswegen unverändert nur mutige Anleger zugreifen sollten. Diese sollten ihre Positionen weiterhin mit einem Stopp bei 3,20 Euro absichern.
(Mit Material von dpa-AFX)