In der Vorwoche überraschte US-Präsident Joe Biden mit der Ankündigung, keine Sanktionen zur Verhinderung der bereits fast fertiggestellten deutsch-russischen Pipeline Nord Stream 2 zu erlassen. Nun hat er erklärt, dass diese seiner Ansicht nach "kontraproduktiv" für das Verhältnis zu Europa gewesen.
Er sei "von Anfang an" gegen das Projekt gewesen, aber nun sei die Pipeline fast fertig, sagte Biden am Dienstag (Ortszeit) im Garten des Weißen Hauses anwesenden Journalisten zufolge. Die US-Verbündeten in Europa kennen seine Position in der Sache, wie Biden weiter erklärte.
Die US-Regierung hatte vergangene Woche offiziell auf das Verhängen von Sanktionen gegen die Betreibergesellschaft der Pipeline verzichtet. In einem Bericht des Außenministeriums an den Kongress hieß es, der Verzicht auf Strafmaßnahmen gegen die Nord Stream 2 AG im schweizerischen Zug, deren deutschen Geschäftsführer Matthias Warnig sowie vier weitere Mitarbeiter sei im "nationalen Interesse". Die Republikaner in Washington werfen dem Demokraten Biden allerdings vor, Kremlchef Wladimir Putin damit "ein Geschenk" gemacht zu haben.
Besseres Verhältnis als unter Trump
In der Bundesregierung hatte der weitgehende Sanktionsverzicht der USA für Aufatmen gesorgt. In Berlin war man zunehmend genervt, dass der viel beschworene Neuanfang in den deutsch-amerikanischen Beziehungen nach der desaströsen Ära von US-Präsident Donald Trump durch den anhaltenden Streit um die Pipeline überschattet wurde.
Die Pipeline von Russland durch die Ostsee nach Deutschland, ein rund 1200 Kilometer langen Doppelstrang, ist weitgehend fertiggebaut. In deutschen Gewässern fehlen offiziellen Angaben zufolge 13,9 Kilometer des einen Stranges und 16,8 Kilometer des zweiten Stranges.
Der Verzicht der USA auf Sanktionen war für die Gazprom-Aktie natürlich ein echter Schub. Da es im operativen Geschäft für den weltgrößten Erdgasproduzenten und Inhaber der mit Abstand größten Reserven derzeit gut läuft, das Chartbild bullish und die Bewertung immer noch günstig ist, können mutige Anleger nach wie vor zugreifen. Der Stopp sollte bei 4,20 Euro belassen werden.
Mit Material von dpa-AFX