Die Regierung von US-Präsident Joe Biden gerät im Zusammenhang mit der umstrittenen deutsch-russischen Ostsee-Pipeline Nord Stream 2 unter Druck. Hintergrund ist ein Bericht der US-Nachrichtenseite "Axios" vom Dienstag, wonach die US-Regierung auf die Anwendung von Sanktionen gegen die Nord Stream 2 AG im schweizerischen Zug und deren deutschen Geschäftsführer Matthias Warnig verzichten will. Die Aktie von Gazprom kann dementsprechend am heutigen Mittwoch weitere deutliche Zugewinne verzeichnen. Am Börsenplatz Frankfurt erreichte sie mit 5,55 Euro ein neues 52-Wochen-Hoch.
"Axios" hatte gemeldet, in einem bevorstehenden Bericht an den US-Kongress zu Sanktionen wegen des Nord-Stream-2-Baus wolle das US-Außenministerium nur einige weitere russische Schiffe mit Strafmaßnahmen belegen. Das Ministerium wolle darin zwar auch festhalten, dass die Nord Stream 2 AG und ihr Geschäftsführer an sanktionierbaren Aktivitäten beteiligt seien. Zur Begründung des Verzichts auf Strafmaßnahmen wolle das Ministerium aber nationale Interessen anführen. Der Bericht an den Kongress ist alle 90 Tage fällig, die Frist läuft diese Woche aus.
"Axios" interpretierte die angebliche Entscheidung der Biden-Regierung so, dass diese nicht willens sei, ihre Beziehungen mit Deutschland wegen Nord Stream 2 zu zerrütten. Die fast fertiggebaute Ostsee-Pipeline zählt seit Jahren zu den Hauptstreitpunkten in den deutsch-amerikanischen Beziehungen.
Schon am Dienstag ging es bei dem Papier weiter nach oben, als bekannt wurde, dass die Pipeline im Mai auf zwei Kilometern Länge in deutschen Gewässern auf dem Meeresgrund abgelegt werden darf. Das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) in Hamburg ordnete dazu am Montag die sofortige Vollziehung einer umstrittenen Genehmigung vom 14. Januar an, wie aus einer Mitteilung des Amtes hervorgeht. Die zwei Kilometer befinden sich in der deutschen ausschließlichen Wirtschaftszone (AWZ). Nord Stream darf die Leitung demnach am Meeresboden ablegen, fertig montiert werden soll sie später.
Die Fertigstellung von Nord Stream 2 wird immer wahrscheinlicher, die Aussichten für Gazprom bleiben bestens. Allerdings sollten trotz der jüngsten Entwicklungen die politischen Risiken weiter genau beobachtet werden. Die Aktie ist ausschließlich für risikobereite Anleger geeignet. Ein Stopp bei 4,20 Euro sichert die Position nach unten ab.
(Mit Material von dpa-AFX)