Mit Hashtags wie #EatTheRich feiern Twitter-Nutzer den vermeintlichen Sieg von #WallStreetBets über die Hedgefonds. Nachdem Melvin Capital Milliarden verloren hat und Citron Research sein angestammtes Geschäft mit Leerverkäufen aufgibt, behält der Sieg einen faden Beigeschmack. Denn: Die größten Gewinner der Aktion sind ausgerechnet die reichsten unter den Reichen.
Melvin Capital hat mit seiner Wette auf fallende Kurse bei GameStop Milliarden US-Dollar verloren. Der komplett aus dem Ruder gelaufene Leerverkauf soll den Hedgefonds sogar an den Rand des Abgrunds gebracht haben. Citadel Securities musste Melvin Capital schließlich 2,73 Milliarden US-Dollar leihen, um den Fortbestand zu sichern. Brisantes Detail: Der Finanzdienstleister Citadel ist zugleich größter Kunde des Neo-Brokers Robinhood, der bei #WallStreetBets-Anhängern hohes Ansehen genoss. Genoss, denn das Image von Robinhood ist nach der Verhängung eines Kauf-Stopps für Papiere von GameStop und anderen Titeln wie BlackBerry am vergangenen Donnerstag arg ramponiert.
Milliardenverlust gegen Milliardengewinn
Klagen und ein Shitstorm in den sozialen Netzwerken zwangen Robinhood schließlich die Donnerstag beschlossenen Maßnahmen bereits am Freitag wieder zurückzunehmen. Sofort nach Bekanntgabe dieser Revision sprang der Kurs von GameStop wieder in die Höhe. Im Hintergrund dürften sich ausgerechnet zwei der weltweit größten Akteure im Kapitalmarkt heimlich gefreut haben: BlackRock, seines Zeichens größter Vermögensverwalter der Welt und Feindbild der Occupy-Bewegung, die einst der Wall Street den Krieg erklärte. Sowie Fidelity Investment oder kurz FMR, das 3,3 Billionen US-Dollar verwaltet.
BlackRock und Fidelity halten zusammen 26 Prozent
Die beiden Gesellschaften sind die größten Anteilseigner von GameStop. BlackRock hält über seine diversen ETF 8,6 Millionen GameStop-Aktien. Das entspricht 12,33 Prozent aller ausstehenden Aktien und damit mehr als jeder achten. Fidelity Investment besitzt sogar noch ein paar Anteilsscheine mehr. FMR hält 9,534 Millionen GameStop-Aktien. Das sind 13,67 Prozent. Zusammengenommen halten die beiden Finanzkolosse damit mehr als ein Viertel (nämlich exakt 26 Prozent) aller GameStop-Aktien.
Vermögensverwalter verbuchen Milliardengewinn
Während also die Hedgefonds Milliarden verloren haben, womöglich auch noch noch mit Aktien, die sie sich bei einer der genannten Gesellschaften zuvor geliehen haben, verbuchen BlackRock und Fidelity Milliardengewinne. Im iShares Core S&P Small-Cap ETF von BlackRock etwa ist GameStop die zweitgrößte Position mit einem Anteil von 1,14 Prozent des Fondsvermögens von knapp 62 Milliarden US-Dollar. Unter der Annahme, dass keine der beiden Gesellschaften zuletzt Anteile verkauft hat, haben sie in den zurückliegenden Wochen mit ihren GameStop-Aktien einen Gewinn von 5,61 Milliarden US-Dollar seit Jahresbeginn verbucht. Waren ihre Aktien Ende Dezember noch 341 Millionen US-Dollar wert, sind es mit Schlusskurs Freitag 5,952 Milliarden.
Größte Anteilseigner von GameStop
Gesellschaft | Aktien | Anteil | Wert |
---|---|---|---|
Fidelity Investment | 9.534.090 | 13,67% | 3.129.469.702 $ |
BlackRock | 8.600.507 | 12,33% | 2.823.030.418 $ |
Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass ausgerechnet die reichsten der Reichsten mit dem Hype um GameStop noch mehr Vermögen gescheffelt haben – wenngleich die Profiteure dieser Entwicklung oftmals Kleinanleger sind, die mittels ETFs und Fonds in den Aktienmarkt investieren. Denn schließlich verwalten BlackRock als auch Fidelity das Geld ihrer Kunden und nicht etwa ihr eigenes. Dass BlackRock oftmals als Feindbild herhalten muss, könnte #EatTheRich weiter trenden lassen.