Die Aktie von Flughafen-Betreiber Fraport ist am Dienstag kräfig unter Druck geraten. Ein Grund: Das Analysehaus RBC hat das Kursziel für Fraport deutlich gesenkt. Doch es gibt weitere Ursachen für die Kursschwäche.
RBC-Analystin Stephanie D'Ath hat ihr Kursziel für Fraport von 78 auf 73 Euro gesenkt und die Einstufung auf "Underperform" belassen. Der Flughafenbetreiber habe ein Passagieraufkommen, das die Infrastruktur an ihre Grenzen bringe, schrieb sie in einer Studie. Engpässe bei den Sicherheitskontrollen ließen den Fluggästen beispielsweise kaum Zeit für Shopping. Sie rechnet deshalb, anders als das Management, nicht mit kurzfristigen Verbesserungen im für die Bewertung wichtigen Einzelhandelsgeschäft. Vor diesem Hintergrund sei die Aktie derzeit überbewertet.
Michael Kuhn von Société Générale ist hingegen optimistisch. Mit Blick auf die aufwärts gerichtete Passagierentwicklung bestätigte er sein Fraport-Kursziel von 105 Euro.
Wachstum stößt in Frankfurt an seine Grenzen
Am Dienstag rutschte die Fraport-Aktie zeitweise um mehr als vier Prozent unter die Marke von 73 Euro. Zuletzt stand der MDAX-Wert Ende Mai 2017 auf diesem Niveau. Schuld an der aktuellen Kursschwäche ist zu einem Teil auch die Lufthansa. Der wichtigste Partner der Frankfurter wendet sich verstärkt dem Flughafen München zu. Nach der Stationierung der neuen A350 und der Verlegung von fünf A380 nach München folgt nun der nächste Seitenhieb gegen Fraport: Lufthansa möchte in München stärker wachsen, zulasten Frankfurts. Dazu hat der Vorstand beschlossen, die bayerische Landeshauptstadt zu einem Hub mit Fokus auf Asien auszubauen. Am Standort Frankfurt hingegen will Lufthansa das Wachstum drosseln, um die Pünktlichkeit und operationelle Stabilität zu verbessern.
Der Flughafen Frankfurt stößt derzeit an seine Kapazitätsgrenzen – nicht bei den Flugbewegungen, sondern bei den Passagieren. Als Flaschenhals gilt die Sicherheitskontrolle, vor der sich mitunter lange Schlangen bilden. Fluggäste müssten mit zweieinhalb Stunden für den Check-In rechnen.
Streit um S-Bahn-Anbindung
Das derzeit im Bau befindliche Terminal 3 wird mit einem Flugsteig erst in drei Jahren in Betrieb gehen. Ärger gibt es derzeit wegen der Anbindung der Bahn an das neue Terminal. Nach dem Willen einiger Politiker soll sich Fraport an den Kosten in Höhe von etwa 174 Millionen Euro beteiligen. Der Flughafen lehnt das ab. Nach Fraport-Auffassung ist die öffentliche Hand zuständig, wobei ein S-Bahn-Anschluss gar nicht notwendig sei. Das Terminal werde mit der Flughafen-Bahn und per Auto schnell erreichbar sein.
Der Fraport-Kurs läuft seit Januar in einem Abwärtstrend-Kanal. Nach unten sind charttechnisch betrachtet in den kommenden Wochen sogar Kurse nahe 70 Euro denkbar. Dort trifft der MDAX-Wert auf eine Unterstützung. Für den AKTIONÄR drängt sich ein Kauf der Aktie derzeit nicht auf.