Die Waldbrände in Kalifornien haben bislang mehr als 60 Todesopfer gefordert, 600 Menschen gelten noch immer als vermisst. Der Sachschaden ist enorm und wird auf bis zu 25 Milliarden Dollar geschätzt. In den US-Medien wird derweil über die Brandursache spekuliert. Der böse Verdacht: defektes Gerät eines Energieversorgers könnte zu der Katstrophe geführt haben. Die Aktie des Unternehmens fährt Achterbahn und lockt auch in Deutschland Zocker an.
Was ist passiert?
Die Aktie des Energieversorgers PG&E ist seit Freitag vergangener Woche zeitweise um 50 Prozent im Kurs gefallen. Defektes Material des Unternehmens könnte für die verheerenden Waldbrände verantwortlich sein, die seit Anfang November in dem US-Bundesstaat toben und die bis jetzt mehr als 60 Menschen das Leben gekostet haben.
Der Sachschaden ist ebenfalls immens und könnte 25 Milliarden Dollar und mehr betragen.
Der Versorger hatte im Wochenverlauf vorsorglich mitgeteilt, dass seine Versicherung die Haftung ausschließe und damit die Angst vor einer Pleite geschürt. PG&E ist schlichtweg zu klein, um – für den Fall, dass der Konzern tatsächlich verantwortlich ist – die Schäden ausgleichen zu können.
Was ist noch passiert?
Seit Donnerstagabend (MEZ) hat das Papier jedoch mehr als 40 Prozent im Kurs zugelegt. Auslöser für die Rallye sind Aussagen der kalifornischen Aufsichtsbehörden, wonach man PG&E unterstützen wolle. In einer Telefonkonferenz mit Analysten habe Behördenchef Miachel Picker laut Bloomberg gesagt, er könne sich nicht vorstellen, PG&E in die Pleite rutschen zu lassen.
Stattdessen wolle man einen gesetzlichen Rahmen schaffen, der es Versorgern ermögliche, die Kosten für Brände an die Verbraucher weiterzugeben. Die neue Regelung nennt sich SB901 und sieht vor, dass zunächst festgestellt wird, welchen Eigenanteil ein Versorger an den verursachten Schäden verkraftet. Der Restbetrag wird schließlich an die Kunden weitergereicht.
Weshalb ist das relevant?
Nachdem die Gefahr einer Pleite von PG&E gebannt erscheint, ist der Anstieg die logische Konsequenz. DER AKTIONÄR mahnt jedoch zur Vorsicht. Selbst unter SB901 wären die Kosten, die auf den Versorger zukämen im Haftungsfall enorm. Die Auswirkungen auf den Kundenbestand und die Ertragssituation sind ebenfalls kaum abzusehen, ebenso wie die Dividendenfähigkeit. Versorger beziehen einen Teil ihrer Attraktivität für Investoren in üblicherweise soliden Ausschüttungen. PG&E hat seine Auszahlungen zuletzt eingestellt, nachdem der Konzern bereits für die Brände in Kalifornien im Jahr 2017 haftbar gemacht wurde und hohe Entschädigungen zahlen musste. Mehr als 200 Klagen auf Schadenersatz sind noch immer anhängig.
Das große Ganze
DER AKTIONÄR meint: PG&E ist Zockerei, Anleger sollten sich gut überlegen, ob sie "mitspielen" wollen. Die Volatilität ist enorm und es ist trotz möglichem Bail-out nicht abzusehen – sofern der Versorger auch für die jüngsten Brände verantwortlich ist – wie die künftige Entwicklung des Unternehmens aussieht. Nur für Anleger mit ganz (GANZ) starken Nerven.