Die deutschen Chemieriesen BASF, Lanxess oder Evonik hoffen weiter auf Rückenwind in Form einer endlich Schwung aufnehmenden Weltkonjunktur. Doch diesbezüglich sieht es aktuell eher mau aus. Und auch der Ausblick für die weitere Entwicklung der deutschen Volkswirtschaft lässt aktuell auch nicht gerade Euphorie aufkommen.
Denn Industrie und Bauwirtschaft haben seit Monaten mit schwacher Nachfrage zu kämpfen, die Auftragspolster puffern dies allmählich immer weniger ab. Nach Einschätzung von Ifo-Präsident Clemens Fuest sind Deutschlands wirtschaftliche Aussichten für 2024 "eher bescheiden": "Das Wirtschaftswachstum wird nach unserer Einschätzung irgendwo zwischen null und einem Prozent landen. Es kann, wenn es schlecht läuft, aber auch ins Negative rutschen." Hohe Energiekosten und wachsender Arbeitskräftemangel sind seiner Meinung nach auch mittelfristig betrachtet große Herausforderungen.
Vor allem belastet die Schwäche der Weltkonjunktur belastet die Exportnation Deutschland. Die Ausfuhrbilanz für die ersten elf Monate 2023 fiel negativ aus. Der Wert der Warenexporte sank um 1,1 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. "Die Sicherheitslage im Nahen Osten sowie die Übergriffe auf Handelsschiffe im Roten Meer werden sich in den kommenden Monaten weiter negativ auswirken und sich in der Folge in den Handelswerten niederschlagen", erwartet Dirk Jandura, Präsident des Bundesverbandes Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA).
Zu allem Überfluss zwingt das Karlsruher Urteil vom 15. November die Ampel-Koalition zum Sparen. Unsicherheiten und Widerstände sind groß - siehe die jüngsten Bauernproteste. Der Staat werde "zur Konjunkturbremse", schreibt das HWWI mit Blick auf 2024: "Die verringerten Fördermöglichkeiten durch den Staat, insbesondere die nun fehlenden Mittel im Klima- und Transformationsfonds, dürften sich in den davon betroffenen Bereichen auch dämpfend auf die Investitionsneigung der Unternehmen auswirken und Standortüberlegungen verstärken."
Immerhin gab es für Lanxess und Evonik auch gute Nachrichten von der Deutschen Bank: So hat deren Analyst Tristan Lamotte das Kursziel für die Lanxess-Papiere von 28 auf 29 Euro angehoben und die Einstufung auf "Buy" belassen. Er begründete die Zielerhöhung mit leicht angehobenen Schätzungen für das operative Ergebnis 2025/2026.
Analystin Virginie Boucher-Ferte von Deutsche Bank Research hat indes auch Evonik mit "Buy" eingestuft (Kursziel: 23 Euro). Das operative Ergebnis des Chemiekonzerns dürfte im Schlussquartal 2023 um gut ein Fünftel zum Vorjahr gesunken sein aufgrund schwacher Volumina, schwächerer Preisbildung und negativer Währungseffekte.
Es bleibt dabei: Dass die Weltkonjunktur weiterhin einfach nicht in Schwung kommt, dürfte die Kurse von BASF, Lanxess und Evonik weiter belasten. Mutige können angesichts der historisch günstigen Bewertung der Chemietitel aber nach wie vor auf eine Erholung im Börsenjahr 2024 setzen. Die Stoppkurse sollten bei 36,00 Euro (BASF) beziehungsweise 15,00 Euro (Evonik) und 19,50 Euro (Lanxess) belassen werden.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: BASF.
Mit Material von dpa-AFX