Seit dem 4. Oktober waren die Aktien des hochverschuldeten chinesischen Immobilienkonzerns Evergrande vom Handel ausgesetzt. Am Donnerstag wurde dieser wieder aufgenommen – und Evergrande ist nach dem geplatzten Teilverkauf der Dienstleistungssparte weiter abgesackt. An der Hongkonger Börse verloren die Papiere bis zum Handelsschluss fast 12 Prozent.
Seit Beginn des Jahres beläuft sich das Minus bereits auf mehr als 80 Prozent. Ein Mehrheitsverkauf des Hausverwaltungsgeschäfts hätte kurzfristig Milliarden in die Kasse spülen und dem Immobilienriesen Luft verschaffen können. Am Mittwoch hatte Evergrande jedoch mitgeteilt, dass der Verkauf an den Immobilienkonzern Hopson gestoppt wurde. Die Aktien von Hopson waren am 4. Oktober wie die von Evergrande vom Handel ausgesetzt worden.
Evergrande gilt als das weltweit am höchsten verschuldete Immobilienunternehmen. Es muss dringend Geld auftreiben, um Banken, Zulieferer und Anleihegläubiger fristgerecht bezahlen zu können. Der Konzern ist so groß, dass einige Experten eine „Ansteckungsgefahr“ für Chinas Wirtschaft und darüber hinaus befürchten.
An diesem Wochenende könnte sich die Lage weiter zuspitzen. Dann läuft die Nachreichfrist von 30 Tagen auf Zinszahlungen für eine Offshore-Anleihe ab, die Evergrande eigentlich schon am 23. September hätte begleichen müssen. Sollte Evergrande die Zahlung in Höhe von insgesamt 83,5 Millionen Dollar nicht aufbringen können, droht ein formeller Zahlungsausfall.
Die Evergrande-Krise ist zwar medial etwas aus dem Fokus geraten, aber noch nicht ausgestanden. DER AKTIONÄR erwartet allerdings nicht, dass eine Ansteckung anderer Immobilienkonzerne oder Banken zu einer schlimmeren Wirtschaftskrise führen wird. Ein Börsencrash steht nicht an. Evergrande selbst bleibt angesichts der Situation derweil ein reines Zockerpapier.
Mit Material von dpa-AFX