Die deutsche Energiebranche hat die zweite Revolution innerhalb kurzer Zeit hinter sich. Mit der Übernahme des 77-Prozent-Anteils von RWE an Innogy konzentriert sich E.on künftig auf das Netz- und Vertriebsgeschäft. Vor allem bei den Netzen sieht der Versorger viel Potenzial und plant auch die Attacke auf die Deutsche Telekom.
Knapp vier Milliarden Euro will E.on in den kommenden zwei Jahren in den Ausbau der Netze stecken. Neben den Stromnetzen stehen dabei auch schnelle Glasfaserleitungen im Fokus des DAX-Konzerns. Dank digitaler Technik sollen die Leitungen neben dem Stromtransport künftig auch Elektroautos beliefern und ultraschnelles Internet zur Verfügung stellen. Über digitale Stromzähler kann dann zudem der Energieverbrauch gesteuert werden.
Mit dem Ausbau der Glasfaserinfrastruktur attackiert E.on vor allem die Deutsche Telekom. Während der Platzhirsch aus Bonn das schnelle Internet nach wie vor nur langsam vorantreibt, will E.on durch schnelle Datenleitungen auch den Energieverbrauch smart steuern. Das Vorbild: Die italienische Enel, die durch milliardenschwere Investitionen, den Großteil der Haushalte in Italien bereits heute mit superschnellem Internet versorgt. Neben der Nutzung für eigene Smart Meter könnte E.on dadurch sogar ein Zusatzgeschäft winken. Die digitalen Stromzähler benötigen nicht die gesamte Bandbreite, Kapazitäten des schnellen Internets könnten somit auch an Internetbetreiber vermietet werden.
Gewinne laufen lassen
Die E.on-Aktie hat nach dem Megadeal mit RWE deutlich zugelegt. Mit dem Fokus auf Netze und Vertrieb könnte der Konzern wieder zum Witwen- und Waisenpapier werden. Das große Wachstum fehlt zwar, als sicherer und verlässlicher Dividendenzahler bleibt die Aktie aber attraktiv. Haben die Pläne im Netzgeschäft Erfolg, sind aber auch deutlich höhere Kurse durchaus möglich. Anleger lassen die Gewinne laufen und belassen den Stopp bei 7,80 Euro.