Die sinnvollste und einfachste Form der Energiewende: Privathaushalte schrauben Solarmodule auf den Balkon oder das Dach und nutzen den Strom ohne viel EEG-Bürokratie einfach selbst. Was sich aktuell nur bedingt lohnt, dürfte dank potenziell sinkender Batteriepreise und die damit einhergehende Speichermöglichkeit ein großer Trend werden. Doch plötzlich bestand die Gefahr (siehe auch „Solar-Killer CDU und SPD?“), dass diese Möglichkeit kaputtreguliert wird.
Doch am Dienstag gibt es Entwarnung: dpa-AFX zufolge will die große Koalition bei ihrer überarbeiteten Ökostromreform Besitzer kleiner Solaranlagen, die den Strom selbst verbrauchen, nun doch schonen. Das geht aus dem der Deutschen Presse-Agentur vorliegenden Änderungsantrag der Koalitionsfraktionen hervor. So sollen Bürger, die kleine Solaranlagen bis 10 Kilowatt Leistung auf dem Dach haben, von der geplanten Belastung für Eigenstrom-Anlagen mit der Ökostrom-Umlage ausgenommen werden. "Diese Bagatellgrenze dient insbesondere der Vermeidung eines unverhältnismäßigen bürokratischen Aufwands", heißt es im Gesetzentwurf. Andernfalls hätte der Staat Hunderttausende Besitzer von Solaranlagen regelmäßig überprüfen müssen.
E.on und RWE: Kunden werden selbstständig
Für E.on und RWE bedeutet dies die Gefahr, dass zumindest auf Sicht von zehn bis 20 Jahren ein Teil der Kunden ihren Strom zu großen Teilen einfach selbst produziert. Es bleibt zu beobachten, mit welchen Konzepten sich die klassischen Versorger dieser Marktveränderung stellen.
Gute Nachrichten für SMA und Solarworld
Es sind jedoch gute Nachrichten für die verbliebenen deutschen Solarfirmen Solarworld und SMA Solar. Die positiven Effekte daraus dürften sich jedoch erst mittelfristig nennenswert zeigen. Kurzfristig bleibt der Gegenwind stark. Bis Mai wurden in Deutschland 45 Prozent weniger Solaranlagen installiert als im Vorjahr.
Der Wechselrichterhersteller SMA Solar leidet. Er erzielte zuletzt rund 60 Prozent seiner Umsätze in Europa. Doch mit seinem neuen strategischen Partner Danfoss will man nun unter anderem im chinesischen Markt Schwung aufnehmen. Solarworld etwa hat im ersten Quartal 2014 rund 23 Prozent seiner Erlöse in Deutschland erwirtschaftet.
Solarworld meiden – SMA-Aktie kämpft
Anleger sollten die Solarworld-Aktie weiterhin meiden. Auch für SMA Solar bleibt das Umfeld schwierig. Nach einem charttechnischen Kaufsignal der SMA-Aktie am Freitag hatte DER AKTIONÄR gestern geschrieben: „Trader können daher durchaus eine Wette auf kurzfristig weiter steigende Kurse eingehen. Möglich ist eine kurze Verschnaufpause der Aktie.“ Die Verschnaufpause kam – und stärker ausgeprägt als erwartet. Die zurückeroberte wichtige 30-Euro-Marke wurde zunächst nicht verteidigt. Wer noch nicht augesprungen ist, wartet den spannenden Kampf um diese Marke ab – denn die Möglichkeit eines Fehlsignals ist durch die gestrige Korrektur gegeben. Bei einem schnellen Rebound bleibt jedoch das Erholungs-Szenario intakt.