Der Arzt und Entertainer Eckart von Hirschhausen ist der Tausendsassa unter den deutschen Entertainern. Im Interview mit dem AKTIONÄR hat er ein paar besondere Tipps parat, wie ein glückliches Leben ohne viel Aufwand gelingt. An der Börse hat er wie wir alle Lehrgeld zahlen müssen. Vor Cannabis warnt er.
Als das Rauchverbot in Kneipen eingeführt wurde, gab es einen Aufschrei, als ginge jedes Restaurant und das Abendland jetzt Konkurs. Was ist passiert? Es rauchen weniger und praktisch keiner will es mehr so haben wie früher. Woran mag das liegen?
Menschen können sich an Unsinn adaptieren, warum nicht auch mal an etwas Sinnvolles? Wenn es Fahrverbote gibt, sollte unsere größte Sorge nicht sein, wie sich der Wiederverkaufswert unseres Diesels negativ entwickelt, sondern wie sich unsere Kinder positiv entwickeln: mit weniger Asthma, Allergien und Lungenentzündung! Gemeinwohl muss über Eigennutz stehen. Oder wie Ernst Ulrich von Weizsäcker sagt: „Wir brauchen eine neue Aufklärung, denn wir leben nicht mehr in einer leeren Welt, sondern in einer vollen.“ Das Schwierigste: darüber den Humor nicht zu verlieren, diese Herausforderungen nicht als Spielverderber angehen, sondern klar als einen Gewinn an Lebensqualität erlebbar machen. Sonst gilt der böse Witz, wo Venus die Erde trifft und sagt: „Mensch, du sieht aber schlecht aus!“ Darauf die Erde: „Ich habe mir Homo sapiens eingefangen.“ Venus tröstet: „Das geht vorbei!“
Sie sind ja ein Verfechter der These: Neugierig bleiben schützt vor Alzheimer. Warren Buffett ist fast 90 – sein Jungbrunnen ist die Börse. Hier lernt er jeden Tag etwas dazu, sagt er. Ständig passiere Neues. Sollte nicht jeder Arzt seinen Patienten die tägliche Lektüre des Wirtschaftsteils der Zeitung verordnen?
Der Wirtschaftsteil greift mir hier zu wenig weit, jeder muss seine Interessen finden, das, was seine persönliche Neugier weckt, und diese dann auch pflegen. Ich persönlich lese und recherchiere wahnsinnig viel und habe große Freude daran, mich mit neuen Menschen und Themen zu beschäftigen! Und genau diese Authentizität, Leidenschaft und meine Kompetenz für die Themen, über die ich spreche und schreibe, spüren auch meine Leser und Zuschauer und sind sicher ein Teil meines Erfolges. Der neugierigste Mensch, den ich übrigens je getroffen habe, ist Eric Kandel, Nobelpreisträger der Medizin. Als er gefragt wurde, worauf er sein Talent zurückführt, erzählte er von seinem jüdischen Elternhaus in Wien. Die anderen Kinder wurden nach der Schule immer gefragt: „Was hast du heute gelernt?“ Und er wurde gefragt: „Was hast du heute für eine Frage gestellt?“
Herr von Hirschhausen, was macht ein langes und glückliches Leben aus?
Lassen Sie alles weg, was es verkürzt. In meinem Liveprogramm „Endlich!“ bringe ich es ganz einfach auf den Punkt: 15 Jahre unseres Lebens hängen am Lebensstil. Es gibt keine Tablette, keine Operation und erst recht keine Creme, die uns besser schützen als fünf ganz einfache Dinge des Alltags: nicht rauchen, bewegen, Gemüse – erwachsen werden und Kind bleiben. Und wen die Langfassung interessiert: Sie sind herzlich eingeladen, in mein Programm zu kommen!
Welche Wünsche haben Sie für das neue Jahr 2019?
Die Liste ist lang! Eine der größten Herausforderungen im Bereich Gesundheit ist es, den Menschen über den ganzen Bogen des Lebens im Blick zu behalten und zu begleiten. Die Kassen zahlen, wenn Leute krank werden. Dabei kann man aber sehr viel tun, damit sie überhaupt nicht krank werden. Aber solange Operationen besser bezahlt werden als Gespräche, darf man sich nicht wundern, dass mehr geschnippelt als zugehört wird. Deswegen ist es mein Herzenswunsch und das nachhaltige Ziel meiner Stiftung HUMOR HILFT HEILEN, das Thema Gesundheit wieder mit Lebensfreude zu verbinden.
Seit zehn Jahren setze ich mich ein für Humor im Krankenhaus, Resilienz in der Pflegeausbildung, Forschung im Bereich der positiven Psychologie, und ich merke, was alles in Bewegung gekommen ist. Wir haben seit der Gründung sechs Millionen Euro in Clownsvisiten, Humorworkshops, Forschungsprojekte, in Humortrainer, Weiterbildungsakademien, Mitarbeiter und Infrastruktur investiert. Bundesweit wurden 250 Projekte finanziert, 10.000 Klinik-Clownsvisiten für Kinder, Erwachsene und Senioren durchgeführt, eine Million rote Nasen in Umlauf gebracht, in 700 Humor-Workshops über 10.000 Pflegekräfte geschult und auf sechs HUMOR HILFT HEILEN-Akademien 600 Klinikclowns fortgebildet. Durch all diese Projekte erreichte HUMOR HILFT HEILEN mehr als 500.000 Patienten, Pflegekräfte, Ärzte und Angehörige. Und letzte Woche wurde bekannt, dass sich auch das Gesundheitsministerium an Humorprojekten finanziell beteiligen wird, weil sie Prävention ernst nehmen. Es gibt Hoffnung!
Vielen Dank für das Interview.