Der russische Präsident Wladimir Putin hat zur Entspannung in der Energiekrise in Europa für November eine weitere Öffnung der Gasventile angeordnet. Er wies den Staatskonzern Gazprom am Mittwoch an, die Lieferungen nach Deutschland und Österreich zu erhöhen, sobald die unterirdischen Speicher in Russland aufgefüllt sind, wie die Agentur Tass meldete.
Gazprom-Chef Alexej Miller erklärte demnach, dass sein Unternehmen damit nach dem 8. November beginnen könne. Russische Staatsmedien feierten Putin bereits als Retter Europas. Der Kremlchef hatte angesichts der Rekord-Gaspreise zuletzt immer wieder auf bereits erfolgte Lieferungen über die vertraglich vereinbarten Mengen hinaus hingewiesen, weitere Schritte aber für schwierig gehalten.
Kritiker werfen Gazprom hingegen vor, bislang nicht auf die erhöhte europäische Nachfrage reagiert zu haben, um eine rasche Inbetriebnahme der umstrittenen Ostseepipeline Nord Stream 2 zu erzwingen. Die russische Seite hatte solche Anschuldigungen zurückgewiesen. Sie wirft vielmehr der EU vor, es nach dem kalten letzten Winter versäumt zu haben, ihre Gasspeicher rechtzeitig wieder aufzufüllen.
Putin hatte mehrfach für eine schnelle Inbetriebnahme von Nord Stream 2 geworben. Die Bundesnetzagentur hat noch bis Anfang Januar Zeit, über eine Betriebserlaubnis für die 1.230 Kilometer langen Röhren zu entscheiden, die jährlich bis zu 55 Milliarden Kubikmeter Erdgas von Russland nach Deutschland liefern sollen.
Die Aktie von Gazprom drehte nach der Rallye der vergangenen Monate am heutigen Mittwoch ins Minus. Eine Konsolidierung wäre nicht ungewöhnlich. Die langfristigen Aussichten stimmen aber weiterhin. Die Aktie ist zuem noch immer nicht zu hoch bewertet. Wegen der politischen Abhängigkeit bleibt die Aktie von Gazprom aber unverändert nur für Mutige geeignet.
(Mit Material von dpa-AFX)