Die Angst vor Inflation hat am Donnerstag insbesondere die US-Technologieaktien in die Tiefe gerissen. Aber auch Standardwerte mussten kräftige Einbußen hinnehmen. Auslöser der scharfen Abwärtsbewegung war der rasante Renditeanstieg am Anleihemarkt. So kletterte der Zins für zehnjährige US-Staatsanleihen über 1,5 Prozent und damit auf das höchste Niveau seit Februar 2020. Höhere Zinsen lassen Aktien im Vergleich zu festverzinslichen Wertpapieren in einem schlechteren Licht dastehen.
Der US-Leitindex Dow Jones Industrial verlor 1,8 Prozent auf 31.402,01 Punkte, nachdem er am Mittwoch noch erstmals über 32.000 Punkte geklettert war. Der marktbreite S&P 500 knickte um 2,5 Prozent auf 3.829,34 Punkte ein und der technologielastige Nasdaq 100 sackte um 3,6 Prozent auf 12.828,31 Punkte ab. Es war der größte prozentuale Tagesverlust seit Oktober letzten Jahres.
Investoren seien mehr und mehr überzeugt, dass die Inflation zunehme und die Notenbank zu einer Straffung ihrer Geldpolitik veranlasse, kommentierte Analyst Craig Erlam vom Handelshaus Oanda Europe. Die deutlich gestiegenen Renditen am Anleihemarkt spiegeln diese Sorge bereits wider. Technologiewerte leiden derweil besonders unter anziehenden Zinsen, da sich dadurch ihre Finanzierungskosten erhöhen. Zudem waren Tech-Aktien in den vergangenen Monaten überdurchschnittlich stark gestiegen, nun machten Anleger in verstärktem Maße Kasse.
Im Dow gab es nur drei Gewinner: 3M, Johnson & Johnson und Merck & Co konnten leicht zulegen. Am Dow-Ende rangiert die Aktie von Boeing mit einem Minus von 5,6 Prozent.
Im Nasdaq 100 gab es gar nur zwei Gewinner. Am stärksten legte die Aktie von Moderna zu – sie gewann 2,5 Prozent. Starke Quartalszahlen und ein starker Ausblick beflügelten das Papier. Der zweite Gewinner ist die Aktie von T-Mobile US mit einem Plus von 1,3 Prozent. Deutliche Verluste mussten hingegen die Aktie von Tesla und Nvidia verkraften. Bei beiden Werten ging es mehr als acht Prozent abwärts. Eine hohe Nachfrage nach Technik für Rechenzentren und Grafikkarten hatte zwar den Umsatz und Gewinn von Nvidia im vergangenen Quartal weiter hochspringen lassen. Während der Telefonkonferenz zu den Geschäftszahlen aber sagte Finanzchefin Colette Kress, das Wachstum resultiere aktuell aus dem Geschäft mit Computerspielen. Einige Analysten fürchteten daher, dies könnte bedeuten, dass die Rechenzentrum-Sparte etwas langsamer expandiere.
Die Anteilscheine von Twitter waren im Handelsverlauf gar auf ein Rekordhoch geschnellt und lagen am Ende 3,7 Prozent in Plus. Damit sicherten sie sich den zweiten Platz im S&P 500. Der Kurznachrichtendienst will seinen Jahresumsatz bis Ende 2023 verdoppeln.
Die Aktie von Beyond Meat rutscht nachbörslich kräftig ab, nachdem die Quartalszahlen die Erwartungen verfehlt haben. Besser als erwartet fielen hingegen die Zahlen von Airbnb aus. Die Aktie konnte zuletzt deutlich zulegen.
(Mit Material von dpa-AFX)