Silber hebt ab >> jetzt auf Renditezug aufspringen
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30.06.2024 Michael Schröder

Dieser Nebenwert fliegt unter dem Radar der Investoren – jetzt spricht der Frequentis-Vorstand!

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Frequentis AG

Frequentis steht für Lösungen, die die Welt sicherer machen. Dort, wo Systeme der Österreicher zum Einsatz kommen, sind die Mitarbeiter für die Sicherheit anderer Menschen und Güter verantwortlich. DER AKTIONÄR sprach mit Vorstand Norbert Haslacher über die einzelnen Geschäftsbereiche, die aktuelle operative Entwicklung und die die Aussichten des österreichischen Spezialisten für Flugsicherungssysteme und Software für Sicherheitsbehörden.

Herr Haslacher, zum Einstieg, in welchen Bereichen ist Frequentis aktiv?

Norbert Haslacher: Wir sind mit unseren Produkten und Lösungen in einem Markt unterwegs, der langfristig mit den Megatrends Mobilität, Sicherheit und Technologie wächst. Die Infrastruktur vor allem in Form von neuen modernen Flughäfen wird weltweit ausgebaut. Um den steigenden Flugverkehr zu managen, muss die Flugüberwachung automatisiert und digitalisiert werden. Zugleich wächst das Sicherheitsbedürfnis der Menschen im öffentlichen Raum. Und schlussendlich erweitern die steigenden Ausgaben für Militär in Europa und Südostasien eine gute Basis für nachhaltiges Wachstum.

Ist dieses ausbalancierte Portfolio für Sie der Schlüssel, um bei Investoren zu punkten?

Definitiv. Unser Produktfokus auf die Nische sicherheitskritische Kontrollzentralen kommt gut an. Weltweit existiert keine andere Firma in dieser Größenordnung bei Umsatz und Gewinn, die so ausgerichtet ist. Andere Player verkaufen entweder ihre Produkte nur regional oder wir haben es mit Weltkonzernen zu tun, bei denen das Produktsegment beim Gesamterlös eine Stelle nach dem Komma bildet.

Norbert Haslacher
Norbert Haslacher, Vorstandsvorsitzender der Frequentis AG

Frequentis hat im Geschäftsjahr 2023 bei Umsatz und Auftragseingang deutlich zugelegt, die Hälfte des Auftragsstands von 595,7 Millionen Euro soll im laufenden Geschäftsjahr verbucht werden. Sind Sie mit dem bisherigen Verlauf des Geschäftsjahres 2024 zufrieden?

Wir sind in der Tat gut ins Jahr 2024 gestartet und in beiden Geschäftssegmenten und in allen geografischen Regionen gewachsen. Es gibt also kein Klumpenrisiko. Wir gehen davon aus, dass sich dieser Trend im Gesamtjahr fortsetzt. In Zahlen ausgedrückt bedeutet das: wir erwarten einen neuen Rekordwert beim Auftragsstand und ein Umsatzwachstum.


Deutlich die Profitabilität gesteigert hat zuletzt der vom Umsatz her kleinere Geschäftsbereich Public Safety. Was gab hier den Ausschlag?

Wir kommen aus einem hardwarezentrierten Portfolio mit verbauten Chips und Leiterplatten. Spätestens 2015 wurde uns klar, dass die sicherheitskritische Infrastruktur in Richtung IT umsteigt - nach der Autoindustrie, der Automation von Industrieprozessen und den Finanzdienstleistern. Frequentis hat über die Jahre 60 bis 70 Millionen Euro aus dem EBIT in die Transformation zu einem softwaregetriebenen Produktportfolio investiert

Demgegenüber liegt die größere Sparte ATM bei den Margen noch zurück, oder?

Vergessen wir dabei nicht, dass es in der Luftverkehrskontrolle eine Vielzahl regulatorischer Vorschriften gibt. Dementsprechend lang ist der Vorlauf für neue Innovationszyklen. Ich gehe davon aus, dass sich das ATM-Geschäft nach erfolgter Umstellung auf softwarezentrierte Lösungen auf Sicht der nächsten drei Jahre in Richtung zweistellige Marge bewegen sollte.

Frequentis ist einer der Vorreiter bei den Kommunikationslösungen für Flugdrohnen und Remote Digital Towers. Wo erhoffen Sie hier in den nächsten Jahren den größten Umsatzschub?

Wir haben Remote Towers über sieben Jahre zusammen mit der deutschen Flugsicherung entwickelt, bis wir die Zulassung erhalten haben, um die Technologien einzusetzen. Auf Sicht der nächsten fünf Jahre erwarten wir hier signifikantes Wachstum im zivilen und militärischen Bereich. Marktstudien gehen auf Sicht der nächsten Jahre von jährlichen Wachstumsraten von 36 Prozent in diesem Markt aus.

Bislang kam Frequentis hier vor allem bei Ausschreibungen in Europa zu Zuge. Wie läuft die Expansion in den asiatisch-pazifischen Raum?

Wir haben 2023 den ersten Remote Tower in Australien verkauft. Europa, USA und Asien bleiben unser geografischer Fokus, aber wir haben auch schon in Brasilien und Argentinien verkauft.

Wer sind die größten Konkurrenten?

Bei den Lieferanten für die Flugsicherung ist die Wettbewerbslandschaft sehr überschaubar. Wir sprechen hier von drei bis fünf Wettbewerbern weltweit. Europäer sind hier führend.  Wegen des komplexen Luftraums mit vielen Landesgrenzen und Sektoren innerhalb der einzelnen Lufthoheiten ist ein enorm hoher Automatisierungsgrad für die Interoperabilität gefragt. Für die Kooperation mit asiatischen Kunden haben wir eine Abwicklungstochter auf den Philippinen mit 40 Mitarbeiter, die alle asiatischen Projekte koordinieren und umsetzen.

Was sind die größten Herausforderungen für die Frequentis-Lösungen bei den Flugdrohnen?

Im Drohnenbereich, kurz UTM, haben wir vor vier Jahren im Rahmen des EU-Programms European Sky Initiative (SES) begonnen. Das größte Problem sind die zähen regulatorischen Prozesse. So gibt es noch keine Regulierung, welche Transponder-Technologie ausgewählt wird, um Drohnen eindeutig zu identifizieren. Für unsere UTM-Systeme haben wir erste Aufträge von unterschiedlichen europäischen Ländern. Unsere Software sorgt dafür, dass ein per App angeforderter Drohnenflug die Registrierung von Drohne, Drohnenpilot, Flughöhe, Fluggebiet und Flugdauer übernimmt und der Fluglotse selbst oder das System automatisch die Flugfreigabe erteilt.

Umsatz- und Gewinnentwicklung

Frequentis hat das organische Wachstum in den letzten Jahren durch Zukäufe ergänzt. Welche Geschäftsfelder sind gerade besonders interessant?

Als hochqualitativer Nischenplayer werden wir den Fokus auf Kontrollzentralen beibehalten und die Produktbasis in Richtung Software erweitern. Unser „Make or Buy“-Ansatz bedeutet, dass wir von unserer ursprünglichen Strategie abweichen, sämtliche neuen Technologien in-house zu entwickeln. Seit einigen Jahren kaufen wir auch Technologien, um time-to-market einzusparen. 2024 werden wir uns darauf konzentrieren, die Firmen komplett zu integrieren, die in den letzten zwei Jahren akquiriert wurden.

Insbesondere wegen der Anlaufkosten für die zahlreichen neuen Projekte rechnen Sie für 2024 mit einer stagnierenden operativen Marge von sechs Prozent. In welchen zeitlichen Intervallen werden sich die Einnahmen aus Implementierung und der Wartung aus diesen Projekten in steigenden Profitabilitätsziffern niederschlagen?

Die großen Programme haben ein Rahmenbudget von in Summe 700 bis 800 Millionen Euro. Diese sind noch nicht vollständig im Auftragseingang abgebildet, denn eingebucht wird nur, wenn eine tatsächliche Order für den nächsten Projektabschnitt erteilt wird. Wir reden hier von mehrjährigen Rollout-Programmen. Die Produkte und Lösungen werden so vorbereitet, dass sie in der vor Ort verfügbaren Infrastruktur rollout-fähig sind. Diese Vorbereitung dauert in der Regel rund zwei Jahre, ehe es in ein zumindest fünf- bis siebenjähriges Roll-Out-Programm geht. Danach folgt die Wartung, Upgrades und Co.

Einen langen Atem müssen auch die Anleger bei Frequentis mitbringen. Der Aktienkurs bewegt sich seit etwa drei Jahren größtenteils in einer Spanne zwischen 25 und 30 Euro seitwärts. In den letzten Tagen konnte der Titel aus dieser Range herausziehen. Wie beurteilen Sie die Kursentwicklung?

Der Kurs der Frequentis-Aktie hat seit dem Börsengang im Jahr 2019 um rund 50 Prozent zugelegt, was bei der mit größeren Kursverlusten einhergehenden Volatilität bei den meisten Nebenwerten bestimmt keine schlechte Performance ist. Diese Stabilität ist ein großer Pluspunkt, den wir angesichts der weiter von Inflationsängsten geplagten Finanzmärkten mitbringen. Gerade im Hochinflationsland Österreich hebt sich das stabile Geschäftsmodell von Frequentis von anderen börsennotierten Firmen ab.

Frequentis AG (WKN: A2PHG5)

Apropos Österreich: Frequentis hat gerade das fünfjährige Börsenjubiläum in Wien und Frankfurt gefeiert. Weshalb entschloss sich Frequentis zum Doppel-Listing?

Die Idee war einerseits getrieben von der Überlegung, dass die Marke Frequentis in Österreich einen hohen Bekanntheitsgrad hatte und die Hälfte aller Mitarbeiter in Wien tätig war. Aus diesem Grund war das Listing an der Börse Wien ein Muss. Zugleich war Deutschland bereits seit 40 Jahren ein erweiterter Heimatmarkt für alle unsere Produkte. Die Börse Frankfurt war deshalb für uns das Tor zur Welt, um internationale Investoren anzusprechen. Im Nachhinein betrachtet war es die absolut richtige Entscheidung. Auch der finanzielle und arbeitsmässige Aufwand für ein solches Doppel-Listing hält sich in Grenzen.

Frequentis ist in aussichtsreichen Märkten positioniert und hat dabei einiges zu bieten. Die operative Entwicklung kann sich sehen lassen. Die Orderbücher sind prall gefüllt. Die Umsätze wachsen kontinuierlich und beim Gewinn wirkt sich der steigende Softwareanteil positiv auf die Margen aus. Angesichts der mittel- und langfristig vielversprechenden Aussichten können Anleger mit Weitblick durchaus einen Fuß bei dem Wert in die Tür stellen.


Behandelte Werte

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