Wie entwickelt sich die Konjunktur? Wohin steuert der DAX? Welche Aktien kann man jetzt kaufen? Bei welchen Branchen läuft es gut? Welche Aktien sind hingegen zu teuer und kein Kauf mehr? In seiner Serie „Die Prognosen der Profis“ geht DER AKTIONÄR diesen spannenden Fragen nach.
Olivier de Berranger, Fondsmanager des Mischfonds ARTY von Financière de l'Echiquier, sieht das größte Risiko für die Märkte in einem möglichen Missmanagement der Zentralbanken. „Während die Fed den Ausstieg aus dem Quantitative Easing (QE) bewerkstelligt, steht die EZB vor der Frage, ob sie erstmals in ein QE einsteigt“, sagt der Profi. „So unterschiedlich die Handlungen der Notenbanken derzeit sind, so haben sie doch eines gemeinsam: Die Akteure bewegen sich auf unbekanntem Territorium - Ausgang ungewiss.“
Chancen am Aktienmarkt
Die europäischen Aktienmärkte hält de Berranger weder für zu teuer noch für zu billig. „Während der Pharmasektor aus Bewertungsründen für Gewinnmitnahmen spricht, sehen wir in anderen Bereichen vereinzelt gute Einstiegsmöglichkeiten, wie etwa im Ölsektor. Aufgrund der stark zurückgegangenen Preise für Rohöl mussten auch die Aktien der Ölproduzenten deutlich Federn lassen. Durch den starken Ausverkauf sehen wir hier nun wieder Value.“ Ein guter Zeitpunkt für den Einstieg in diesen Sektor sei erreicht, wenn sich der Ölpreis stabilisiert hat. „Auch die Unternehmen stehen dann wieder in einem besseren Licht.“
Finanzwerte sind laut de Berranger ebenfalls attraktiv, aufgrund der geringen Bewertung. „Der EZB-Bankenstress hat zwar nicht viele Neuigkeiten, dafür aber umso mehr Beruhigung für die Marktteilnehmer gebracht“, so de Berranger. „Da die Kapitalausstattung der europäischen Banken alles in allem deutlich besser geworden ist, dürfte sich dies auch auf die Geschäfts- und Kursentwicklung positiv auswirken.“ Allerdings gelte es hier, genau auf die jeweilige Story und eine sehr starke Marktstellung des Unternehmens zu achten. „Die Gretchenfrage bei Banken ist: Wie hast du's mit den Risikokennziffern? Auch diese Frage spricht für die Marktführer, von denen einige vergleichsweise günstig bewertet sind, wie HSBC und Société Générale.“