Die Fusionspläne der US-Telekom-Tochter T-Mobile US mit Sprint liegen derzeit auf Eis, doch vielleicht streckt der Bonner Telekomriese jetzt selbst seine Fühler nach einem europäischen Konkurrenten aus? In der Chefetage des vermeintlichen Ziels ist man tief besorgt - und ergreift Vorsichtsmaßnahmen.
Die Aktie der Deutschen Telekom notiert am Donnerstag in einem etwas schwächeren Marktumfeld praktisch unverändert bei 14,71 Euro.
Mit der Ruhe könnte es allerdings schnell vorbei sein, wenn sich Gerüchte bewahrheiten, die derzeit in englischen Medien die Runde machen. Wie die Mail of Sunday berichtet, habe die BT Group einige der mächtigsten Berater auf der Insel angeheuert, um einen möglichen Übernahmeversuch der Deutschen abzuwehren.
BT Group ist mit einem Marktanteil von 36 Prozent der dominierende Festnetzanbieter in Großbritannien (siehe Grafik). Der Konzern bietet zudem Breitband-, TV- und Mobilfunkdienste an. Mit einem Jahresumsatz von rund 25 Milliarden Euro ist das Unternehmen etwa ein Drittel so groß wie die Deutsche Telekom (geschätzter JU 2018: 75 Mrd. Euro).
Wie kommt es zu den Gerüchten? 2015 kaufte die BT Group den Bonnern deren Anteil am Mobilfunkprovider EE ab, im Gegenzug wurde die Deutsche Telekom mit 12 Prozent größter Einzelaktionär bei den Briten, denn: BTs früherer Chef Gacvin Patterson zahlte den Kaufpreis nicht in bar, sondern durch die Ausgabe neuer Aktien.
In der damals geschlossenen Vereinbarung wurde festgelegt, dass der DAX-Konzern seinen Anteil drei Jahre lang nicht über die Marke von 15 Prozent aufstocken dürfe. Als Stichtag für den EE-Verkauf wurde der 29. Januar 2016 festgelegt.
Das Stillhalteabkommen läuft demnach am 29. Januar 2019 aus.
Bei BT wächst offenbar die Sorge vor einem feindlichen Übernahmeangebot.
DER AKTIONÄR meint: Die Angst der Briten ist nicht unbegründet, denn was sollte die Deutsche Telekom mit ihrem 12-prozentigem Aktienpaket anfangen? Um Einfluss auf die Geschäfte der BT Group zu nehmen, reicht der Anteil nicht aus, also bieten sich zwei Alternativen an: a) versuchen, den Anteil maßgeblich durch Zukäufe zu erhöhen, oder b) ein Angebot zur Komplettübernahme. Der Zeitpunkt für eine Attacke wäre günstig: Seit Januar 2016 hat sich der Börsenwert der Briten auf 25 Milliarden Euro rund halbiert.