Vodafone, der britische Konkurrent des Bonner Telekom-Konzerns, hat mit seinen Zahlen nichts falsch gemacht. Die wahre News hinter der Meldung zum vergangenen Quartal verbirgt sich jedoch weiter hinten. Es geht um Schuldenabbau, und die Art und Weise, wie diese abgetragen werden könnten. Denn Vodafone wird einen Teil des Unternehmens abspalten – und womöglich an die Börse bringen. Damit liefert Vodafone die Blaupause für die Deutsche Telekom.
Der britische Telekommunikationskonzern Vodafone hat im ersten Geschäftsquartal weiter einen Umsatzschwund erlitten. Die Erlöse insgesamt gingen zwischen April und Juni im Jahresvergleich um 2,3 Prozent auf rund 10,7 Milliarden Euro zurück, wie das Unternehmen am Freitag in London mitteilte. Der Serviceumsatz – also ohne Geräteverkäufe – schrumpfte konzernweit ohne Unternehmensverkäufe und Währungseinflüsse gerechnet um 0,2 Prozent. Das sei ein geringerer Rückgang als im Vorquartal, sagte Vorstandschef Nick Read und sah darin einen positiven Trend. Die Jahresziele bestätigte der Manager.
Wahre Neuigkeit abseits der Zahlen
Angesichts klammer Kassen und der Kritik von Investoren will Vodafone seine europäischen Funktürme abspalten und möglicherweise an die Börse bringen. Die Sparte soll zunächst bis Mai abgetrennt werden und mit 61.700 Funktürmen in 10 Ländern das größte Portfolio seiner Art in Europa sein, wie Vodafone am Freitag in London mitteilte. Der Konzern habe eine ganze Reihe von Alternativen, die Vermögensteile in den kommenden 18 Monaten zu Geld zu machen – eine davon sei ein möglicher Börsengang, hieß es. Vodafone hatte zuletzt erstmals die Dividende gekappt, um den Schuldenberg abzubauen und Geld für Investitionen in die Netze freizumachen.
In drei der vergangenen vier Geschäftsjahre haben die Briten teils hohe Milliardenverluste eingefahren. Jetzt will sich Vodafone-Chef Nick Read vorwiegend auf das Geschäft in Europa konzentrieren. Erst vergangene Woche erhielt Vodafone die Genehmigung für den Kauf großer Teile der Kabelnetze von Liberty Global in Europa für 18,4 Milliarden Euro inklusive Schulden – darunter auch der deutsche Anbieter Unitymedia.
Beim Verkauf von Funktürmen geht es nur um die Masten und Grundstücke an sich, aktive Sendeanlagen des Netzes sind damit nicht gemeint. Der spanische Telefonica-Konzern hatte seine Funkturmsparte bereits vor einigen Jahren abgespalten und zum Teil verkauft. Auch beim deutschen Branchenprimus ist ein solcher Schritt denkbar,wie DER AKTIONÄR bereits in Ausgabe 22/2019 beschrieben hat.
Vodafone geht in Sachen Funkmast-Abspaltung und -IPO den richtigen Weg – und wird so zur Blaupause für die Deutsche Telekom. Ein Kauf ist das Papier des britischen Telekom-Riesen allerdings dadurch nicht – im Gegensatz zur Aktie der Deutschen Telekom.