Der teure Fehlgriff beim neuen IT-System der Frachtsparte hat der Deutschen Post im Sommer einen noch herberen Gewinneinbruch eingebrockt als gedacht. Mit 197 Millionen Euro fiel der operative Gewinn (Ebit) im dritten Quartal rund 71 Prozent geringer aus als ein Jahr zuvor, wie der DAX-Konzern am Mittwoch in Bonn mitteilte. Der Überschuss brach sogar um 90 Prozent auf 49 Millionen Euro ein. Analysten hatten trotz der jüngsten Gewinnwarnung der Post mit einem nicht ganz so starken Rückgang gerechnet. Der Umsatz zog hingegen um drei Prozent auf 14,4 Milliarden Euro an.
Für das laufende Jahr rechnet die Post-Spitze wie Ende Oktober angekündigt nur noch mit einem Ebit von mindestens 2,4 Milliarden Euro, gut eine halbe Milliarde weniger als zuvor gedacht. Von den angekündigten Sonderbelastungen von 345 Millionen Euro wegen der IT-Probleme und weiteren 200 Millionen Euro wegen anderer Baustellen verbuchte die Post im dritten Quartal 426 Millionen Euro. Die ursprüngliche Prognose hatte Appel bereits im August kassiert. Für 2016 geht der Vorstand aber weiterhin von einem Ebit von 3,4 bis 3,7 Milliarden Euro aus.
Software-Umstellung belastet
Die Post hatte die Umstellung der Fracht-Software auf das System NFE Ende Oktober gestoppt. Die bisherigen Pläne haben nach Ansicht des Managements kaum Aussicht auf Erfolg. NFE verspreche kaum positive Ergebniseffekte. Für mögliche Regressforderungen aus den Verträgen mit den IT-Partnern IBM und SAP sei es aber zu früh, sagte Finanzchef Larry Rosen.
"Die wichtigste Frage für uns ist nun, wie es mit dem Bereich Freight weitergeht", schreibt Analyst Dirk Schlamp von der DZ Bank. Laut Rosen kann es "ein paar Jahre" dauern, bis eine neue Lösung komplett läuft. Das grundlegende Ziel sei nicht, die IT zu verbessern, sondern Profitabilität zu steigern. Die Post-Spitze denkt nun über eine "flexible IT-Architektur" nach, die bestehende Lösungen verbessert und zusammenführt.
Am Mittwochmorgen ist die Aktie bei Lang & Schwarz der einzige Verlierer im DAX. Dennoch Grund zur Panik besteht bei der Post-Aktie nicht. Die mittel- bis langfristigen Aussichten (auch dank des höheren Portos) sind weiterhin gut und die Bewertung ist nach wie vor günstig. Der Stopp sollte bei 21,00 Euro belassen werden.
(Mit Material von dpa-AFX)