Die trägere Konjunktur und eine Normalisierung des Frachtgeschäfts haben die Deutsche Post zum Jahresauftakt belastet. Die Ergebnisse gingen nach dem Rekordjahr 2022 zurück - allerdings nicht so stark wie von Analysten erwartet. Der Konzern wirkte dem Abschwung ein Stück weit mit Kostensenkungen und Preiserhöhungen entgegen, wie er am Mittwoch in Bonn mitteilte. Viele Geschäftskunden bauen demnach weiter ihre hohen Lagerbestände ab. Zwar gebe es Anzeichen für eine Stabilisierung, bislang sei aber noch keine Erholung eingetreten. Der Vorstand bestätigte seine Prognose, laut der die Post in diesem Jahr einen operativen Gewinn (Ebit) zwischen sechs und sieben Milliarden Euro erzielen will.
Im ersten Quartal ging der Umsatz im Jahresvergleich um gut sieben Prozent auf 20,9 Milliarden Euro zurück. Der operative Gewinn brach sogar um ein Viertel auf gut 1,6 Milliarden Euro ein. Unter dem Strich entfiel auf die Anteilseigner ein Gewinn von 911 Millionen Euro, ein Rückgang um rund ein Drittel. Die Post veröffentlichte ihre Quartalszahlen einen Tag vor der Hauptversammlung, nach der Tobias Meyer die Konzernführung von Frank Appel übernehmen soll. Appel hat die Deutsche Post 15 Jahre geleitet.
Der Kurs der Post-Aktie legte am Morgen zunächst um fast drei Prozent auf 44,64 Euro zu und erreichte damit das höchste Niveau seit Ende März 2022. Danach bröckelten die Gewinne jedoch ab. Zuletzt lag das Papier noch mit gut einem Prozent im Plus. Seit Jahresbeginn hat es rund ein Viertel zugelegt. Alexander Irving vom US-Analysehaus Bernstein Research lobte die Widerstandsfähigkeit der Post und verwies im Vergleich auf die gesenkte Jahresprognose des US-Paketdienstes UPS vor gut einer Woche.
Gleich in vier ihrer fünf Geschäftsbereiche musste die Post in den ersten drei Monaten des Jahres einen Ergebnisrückgang einstecken. Besonders stark traf es das Geschäft im Heimatmarkt Deutschland, wo der Tarifstreit für den Konzern teuer wurde. Finanzchefin Melanie Kreis bezifferte die Kosten in einer Telefonkonferenz auf 115 Millionen Euro. Unter anderem musste der Konzern zusätzliches Personal bezahlen, um Streikausfälle auszugleichen.
Auch das internationale Frachtgeschäft büßte überdurchschnittlich stark ein, allerdings bei weitem nicht so sehr, wie Analysten befürchtet hatten. Im vergangenen Jahr hatten die wegen angespannter Lieferketten hohen Preise für See- und Luftcontainer zum Warentransport das Ergebnis der Sparte noch beflügelt. In der Paketzustellung außerhalb Deutschlands musste der Konzern nun höhere Kosten und Investitionen schultern, sodass der Gewinn im Tagesgeschäft um mehr als ein Fünftel zurückging.
Im lukrativen Geschäft mit zeitkritischen Sendungen der Sparte DHL Express fiel der Gewinnrückgang mit sieben Prozent hingegen nur vergleichsweise gering aus. Einzig in der Lieferketten-Logistik konnte der Konzern den operativen Gewinn steigern. Hier profitierte die Post im ersten Quartal von einer anhaltend hohen Nachfrage nach Automatisierung von Prozessen.
Prognosen für verschiedene Szenarien
Ihre Prognose für das Gesamtjahr knüpft die Post weiterhin an drei Szenarien, je nachdem, ob und wie schnell sich die Konjunktur erholt. Zwar hätten sich die Sendungsvolumen im März und April erholt, dies sei aber kein konsistenter Trend, sagte der designierte Chef Meyer in einer Telefonkonferenz. Die Volumen schwankten von Woche zu Woche. Er hält deshalb weiter alle drei Szenarien für gleich wahrscheinlich.
Demnach will die Post das obere Ende der operativen Gewinnspanne von sechs bis sieben Milliarden Euro erreichen, falls sich die Weltwirtschaft zur Jahresmitte berappelt. Sollte die Erholung erst gegen Jahresende einsetzen, liegt die Erwartung in der Mitte der Spanne. Tritt der ungünstige Fall ein und eine nennenswerte Erholung der Weltwirtschaft bleibt aus, prognostiziert der Vorstand, das untere Ende der Spanne zu erreichen.
Im Laufe des Jahres rücken für die Post zudem regulatorische Fragen in den Fokus. So geht es um die Frage, ob eine vorzeitige Erhöhung des Briefportos denkbar ist. Wegen der deutlich gestiegenen Kosten erwägt die Post ein entsprechendes Verfahren anzustoßen. Man prüfe, ob gewisse Parameter erfüllt seien und werde dann entscheiden, sagte Meyer. Allerdings seien die Hürden für den entsprechenden verwaltungsrechtlichen Akt "nicht niedrig", gab er zu bedenken.
Die Post darf das Porto nicht selbst festlegen. Stattdessen macht die Bundesnetzagentur als zuständige Behörde Vorgaben, anhand derer die Post an der Preisschraube drehen darf. In der aktuellen Jahresprognose sei für das Post- und Paketgeschäft in Deutschland keine Portoerhöhung angenommen, sagte Meyer.
DER AKTIONÄR ist für die Aktie der Deutschen Post nach wie vor bullish gestimmt. Der sehr gut positionierte DAX-Konzern glänzt mit einer soliden Bilanz und mittel- bis langfristig guten Perspektiven. Die im Peergroup-Vergleich günstig bewertete Aktie bleibt ein klarer Kauf (Stopp: 31,00 Euro).
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Mit Material von dpa-AFX