Erstmals seit drei Jahren ist die deutsche Wirtschaft im dritten Quartal geschrumpft. Sollte es zu einem größeren Konjunktureinbruch kommen, drohen der Deutschen Bank womöglich Szenarien wie sie im jüngsten Stresstest durchgespielt wurden. Und da hatte die größte Privatbank Deutschlands nicht gut abgeschnitten. Wie soll man dem Fiasko entgehen?
Die Konjunktur in Deutschland bekommt einen Schatten. Wegen der Sommerflaute ist führenden Instituten zufolge die Regierungsprognose für das laufende Jahr von 1,8 Prozent nun kaum mehr erreichbar. Dafür müsste das Bruttoinlandsprodukt im laufenden Schlussquartal um außerordentlich starke 1,3 Prozent wachsen, berechneten das Münchner Ifo, das Berliner DIW und das Kieler IfW. Stattdessen dürfte es im Gesamtjahr eher zu rund 1,5 Prozent reichen.
Geschäft kommt nicht in Schwung
Eine lahmende Konjunktur verkleinert die Wahrscheinlichkeit auf bald deutlich steigende Zinsen. Danach sehnen sich fast alle Großbanken in Europa. Denn ihr Geschäft leidet aufgrund der extrem niedrigen Zinsen vor allem unter zu niedrigen Zinsmargen.
Gerade die Deutsche Bank steckt im Schlamassel. Nach drei Geschäftsjahren mit Milliarden-Verlusten muss der Bankenprimus die Kosten massiv senken und gleichzeitig das Geschäft auf neue, stabile Beine stellen. Die teure Umstrukturierung dauert länger als erwartet. Milliarden-Strafzahlungen drückten zusätzlich auf die Erträge. Die Bank ist in einer Abwärtsspirale gefangen.
Zusammenarbeit mit Konkurrenz gefordert
Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing sucht nach Wegen, wie er aus der kommenden Konsolidierung der Banken-Landschaft in Europa gestärkt hervorgehen kann. Um den dominanten US-Banken, deren Geschäfte gut laufen, etwas entgegenstellen zu können, müssen europäische Institute größer werden, zitierte ihn Reuters. Sewing forderte, dass die Banken über alternative Möglichkeiten einer Zusammenarbeit nachdenken sollte. In bestimmten Bereichen oder für bestimmte Produkte sollten Gemeinschaftsunternehmen gebildet werden.
Schon vor einiger Zeit hatten auch die Chefs von Crédit Suisse und UBS ähnliche Gedanken geäußert. UBS-Chef Sergio Ermotti sprach schon mehrere Male von einer "Superbank", über die sich die Schweizer Banken etwa ihre Backoffice-Kosten teilen könnten. Im vergangenen Frühling habe man darüber bereits konkret verhandelt, schrieb finews.ch.
Zusammenarbeit mit der Commerzbank?
Ein ähnliches Modell könnte auch die Deutsche Bank anstreben. Als Partner kämen dafür vor allem französische Institute in Betracht. Auch die Commerzbank könnte mit eingebunden werden - vielleicht sogar als enger Partner der Deutschen. Ein denkbarer Bereich wäre etwa Technologie. Bei der Digitalisierung des Geschäfts liegen beiden deutschen Institute im Hintertreffen. Von einer Fusion wollte Sewing zuletzt jedoch nichts mehr wissen.
Die Aktie der Deutschen Bank krebst auch am Freitag mehr schlecht als recht in der Nähe ihrer Tiefstände bei 8,28 Euro herum. Der DAX-Wert hat gute Chancen, in diesem Jahr die roten Laterne zu bekommen. Bevor nicht Nägel mit Köpfen gemacht werden, die das Geschäft produktiver machen, dürfte sich der Kurs auch nicht deutlich erholen. Anleger warten weiterhin an der Seitenlinie ab.