Bei einer Branchenkonferenz hat Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing am Mittwoch die EZB kritisiert. Unterstützung bekommt er dabei nun von Hans-Walter Peters, Präsident des Bundesverbands deutscher Banken (BdB). Derweil zeichnet sich ab, dass sich an der Geldpolitik der Zentralbank auch unter neuer Führung wohl so schnell nichts ändern wird.
Die deutschen Banken warnen die Europäische Zentralbank (EZB) vor einer möglichen weiteren Erhöhung der Strafzinsen. Die jährliche Belastung der deutschen Geldhäuser würde dadurch von 2,5 auf 2,9 Milliarden Euro steigen, sagte BdB-Präsident Peters am Donnerstag bei einer Fachtagung in Frankfurt. Für die Banken im Euroraum würde die Zinslast nach seinen Angaben von 7,5 auf 9,5 Milliarden Euro steigen.
Alleine der Deutsche Bank entstünden durch die negativen Einlagezinsen in diesem Jahr Belastungen im hohen dreistelligen Millionenbereich, hatte Vorstandschef Christian Sewing am Vortag moniert. Zudem stellte er die Wirksamkeit weiterer Zinssenkungen in Frage (DER AKTIONÄR berichtete).
Wenig Hoffnung auf schnelle Besserung
Geschäftsbanken müssen derzeit 0,4 Prozent Strafzinsen zahlen, wenn sie Geld bei der Europäischen Zentralbank (EZB) parken. Die Währungshüter könnten diesen negativen Einlagensatz weiter ins Minus senken – möglicherweise schon bei der nächsten EZB-Sitzung am 12. September. Ziel ist, die Kreditvergabe und so die Wirtschaft im Euroraum anzukurbeln.
Die designierte EZB-Chefin, Christine Lagarde, kündigte bei einer Anhörung im Europaparlament an, die lockere Geldpolitik von Mario Draghi fortsetzen und womöglich sogar ausweiten zu wollen. Zwar müsse man dabei auch die „negativen Nebeneffekte im Blick behalten“ auf absehbare Zeit werde die EZB aber weiterhin eine expansive Geldpolitik betreiben müssen. Selbst drastische Maßnahmen wie Negativzinsen für Girokonten oder "Helikoptergeld" schloss Lagarde dabei nicht explizit aus.
Hoffen und Bangen liegen vor der EZB-Sitzung am 12. September nahe beieinander. Beschließt die Zentralbank wie von einigen erwartet Staffelzinsen, könnte dies für eine Entlastung sorgen – und speziell bei der Aktie der Deutschen Bank für eine Fortsetzung der jüngsten Erholung. Wegen der hohen Unsicherheit und der Risiken im Zusammenhang mit dem Konzernumbau sollten hier aber allenfalls Trader aktiv werden.
Mit Material von dpa-AFX.