Die US-Großbank JPMorgan Chase büßt für ihre Untätigkeit bei den Betrügereien des Börsenmaklers Bernard Madoff. Das Wall-Street-Institut zahlt insgesamt 2,6 Milliarden Dollar (1,9 Milliarden Euro) an Entschädigungen für die Opfer sowie an Strafen. JPMorgan Chase war zwei Jahrzehnte lang die Hausbank Madoffs, über die Konten wurden die meisten Geschäfte abgewickelt.
Die Bank habe es versäumt, Auffälligkeiten zu melden, teilte die Staatsanwaltschaft des New Yorker Stadtteils Manhattan mit. Der zu 150 Jahren Haft verurteilte Madoff hatte JPMorgan mehrfach vorgeworfen, bei seinen Geschäften weggeschaut zu haben, um über Gebühren daran mitzuverdienen. Madoff hatte vermeintliche Traumgewinne von Investoren mit dem frischen Geld neuer Anleger bezahlt. In der Finanzkrise 2008 brach seine Investmentfirma schließlich zusammen.
JPMorgan muss nun in einer Abmachung mit der Staatsanwaltschaft 1,7 Milliarden an die Opfer des Schneeballsystems zahlen. Dafür bleibt die Bank von einer weiteren Strafverfolgung verschont. Darüber hinaus überweist die Bank nach eigenen Angaben 325 Millionen Dollar direkt an den Treuhänder, der den Opfern ihr Geld zurückbringen soll. Mit weiteren 218 Millionen Dollar legt JPMorgan Chase eine Sammelklage von geprellten Anlegern bei.
Mehr als gedacht
Wegen unzureichender Geldwäsche-Kontrollen verhängte die Aufsichtsbehörde OCC darüber hinaus eine Strafe von 350 Millionen Dollar gegen JPMorgan Chase. Die Zahlungen im Fall Madoff begleicht die Bank überwiegend aus Rücklagen für Rechtsstreitigkeiten. Sie muss nach eigenen Angaben jedoch noch 400 Millionen Dollar mehr zur Seite legen.
Passend zum mittlerweile leicht ramponierten Ruf der US-Investmentbank hat JPMorgan gestern mitgeteilt, mit Kristin Lemkau einen neuen Chief Marketing Officer zu berufen. Unter anderem soll sie die Marke von JPMorgan stärken.
Doch es gab in den letzten Wochen auf gute Nachrichten. Die US-Notenbank Fed bestätigte etwa die überarbeiteten Kapitalpläne des Institutes. JPMorgan hatte nach dem Stresstest nachbessern müssen.
Aufwärtstrend intakt
Im gestrigen Handel korrigierte das Papier von JPMorgan aufgrund der etwas über den Erwartungen ausgefallenen Strafzahlung und bildete eine schwarze Kerze aus. Noch ist der Aufwärtstrend jedoch intakt. Kurzfristig ist es wichtig, dass die Unterstützung bei 58 Dollar verteidigt wird.
Mit Material von dpa-AFX.