Blickt man auf den Kurs der Deutschen-Bank-Aktie gestern und heute Vormittag, ergibt sich ein scheinbar bekanntes Bild: Nach schlechten Zahlen säuft die Aktie ab und alle, die bis jetzt noch an einen Turnaround geglaubt haben, suchen das Weite. Doch dieses Mal stimmt das nicht.
Die Deutsche Bank hatte wirklich Pech. Nachdem sich mit Christian Sewing seit Jahrzehnten endlich ein Vorstandsvorsitzender zu einem tiefgreifenden Umbau durchringen konnte, wird die Welt von einem Ereignis heimgesucht, das gefühlt nur einmal pro Generation vorkommt. Doch trotz der Corona-Pandemie hat die Deutsche Bank im zweiten Quartal einen kleinen Gewinn eingefahren. Zieht man Zahlungen an Anleihegläubiger ab, fällt ein Mini-Verlust an, der dennoch über den Erwartungen der Analysten lag.
Sicher: Die Investmentbanking-Sparte hat wie bei allen anderen Instituten die höheren Rückstellungen für Kreditausfälle aufgefangen. Doch den Händlern hatten die Analysten nach dem Rückzug aus dem globalen Aktiengeschäft nicht mehr viel zugetraut. Zudem sind laut Sewing drei Viertel der veranschlagten Transformationskosten mittlerweile verarbeitet. Alleine im zweiten Quartal schlugen mehrere hundert Millionen Euro daraus zu Buche, die den Gewinn schmälerten.
Deutsche rechnet mit Gewinn, Analysten nicht
In der Kernbank, also allen Geschäftsbereichen außer der internen Bad Bank, wurde der Vorsteuergewinn um elf Prozent auf 935 Millionen Euro gesteigert. Das kann sich sehen lassen. Ohne Sondereffekte legten die Erträge in der Kernbank im Vergleich zum Vorjahresquartal um acht Prozent auf 6,3 Milliarden Euro zu. Auch das überraschte Analysten.
2020 wird die Bank trotzdem mit einem Vorsteuerverlust von mehr als 800 Millionen Euro abschneiden. Das glaubt zumindest die Mehrheit der Experten. Das Institut selbst hält noch an der schwarzen Null fest. Trotz der Verwerfungen durch Covid-19 hat Finanzvorstand James von Moltke das Ziel noch nicht aufgegeben. „Wir arbeiten daran“, betonte der Manager.
Die Transformation der Deutschen Bank fällt in eine Phase großer Unsicherheit gerade für die europäischen Finanzinstitute. Die Sanierungserfolge von Sewing werden größer, aber sie gehen im allgemeinen Getöse unter. Dabei könnte die Bank auch aufgrund ihres Fokus auf Deutschland besser dastehen, als viele meinen.
Charttechnisch hat die Aktie Boden verloren und ist deutlich unter die Marke von acht Euro gerutscht. Wichtig ist nun, dass die 200-Tage-Linie bei 7,31 Euro in den kommenden Tagen hält. Investierte Anleger bleiben dabei. Ein Neueinstieg ist derzeit nicht angezeigt.