Spucken die Bären den Tencent-Aktionären in dieser Woche in die Suppe? Die Aktie von Chinas größtem Internetkonzern hat sich seit dem Jahreswechsel toll entwickelt, doch am 20. März veröffentlich das Unternehmen seine Q4-Zahlen. Zeit, um Gewinne vom Tisch zu nehmen?
Tencent zählt zu den Haushaltsnamen in der chinesischen Techszene, Anlegern, die sich mit dem Thema beschäftigen, ist das Unternehmen ein Begriff wie Alibaba auch. Nach einem schwachen Börsenjahr 2018 zählt Tencent seit dem Jahreswechsel wieder zu den Top-Performern.
Der Kursanstieg seit Anfang Januar: rund 20 Prozent (seit dem Tief Ende Oktober beträgt das Plus sogar 45 Prozent!)
Am Montag kletterte die Aktie an der Börse in Hongkong um weitere 2,5 Prozent auf 368 HK$. Neben positiven Entwicklungen im Handelsstreit zwischen den USA und China sorgten News für gute Stimmung, wonach sich die Umsätze in China mit Online-Games über mobile Plattformen wieder robuster entwickelt haben (Grafik).
Tencents Marktanteil in dieser Sparte und über die iOS-Plattform beträgt 15,9 Prozent und liegt damit um 50 Prozent über dem von Erzrivale Netease. Allein in der Berichtswoche flossen 71,7 Millionen Dollar durch Tencents Bücher – nur über diese eine Plattform.
Durch den Anstieg knabbert die Aktie von Tencent am Vorwochenhoch bei rund 370 HK$ und gelingt der Break, wären kurzfristig Kursgewinne bis 400 HK$ möglich.
Das große Aber: Tencent veröffentlicht am 20.3. die Zahlen für Q4 und schaut man sich die Entwicklung der Gewinnschätzungen an, wird klar, dass hier Konfliktpotenzial besteht.
Die rote Linie zeigt eine deutliche Revision der EPS-Schätzungen (Q4) nach unten und eine Plateaubildung seit November 2018. Der Pessimismus ist das Ergebnis des Handelsstreits, zusätzlich wirkt sich das Gezerre um die Freigabe von Online-Games in China negativ auf die Prognosen aus.
Der Aktienkurs spiegelt diesen Pessimismus kaum wieder. Seit November bewegt sich der Aktienkurs trotz unveränderter Prognosen vielmehr stetig nach oben.
DER AKTIONÄR meint: Der Kursanstieg ist größtenteils einer möglichen Einigung im Handelsstreit geschuldet und weniger der operativen Entwicklung. Die Verzögerung bei der Einführung neuer Spiele in China dürfte allerdings Spuren bei Tencent hinterlassen haben und noch immer ist der Party-Shooter Fortnite außen vor.
Die Divergenz zwischen Kursentwicklung und EPS-Prognose birgt die Gefahr, dass die Erwartungshaltung für Tencents Q4 zu hoch ist (oder die Anleger zu sorglos). Erfolge, wie die jetzt veröffentlichten ersten Umsatzzahlen für das im März lancierte Perfect World, beziehen sich auf die ersten drei Monate 2019 und haben keinen Einfluss auf die Q4-Zahlen.
Fazit: Tencents Q4-Zahlen könnten für eine Enttäuschung gut sein und es ist nicht absehbar, ob ein positiver Ausblick die Börse darüber hinwegblicken lässt. Investierte Anleger sollten überlegen, zur Absicherung erzielter Gewinne eine Teilposition zu verkaufen.