Steht Hugo Boss ein weiteres katastrophales Quartal bevor? Die ersten Analystenschätzungen deuten jedenfalls darauf hin. Wachstumsprobleme in China und den USA und nicht zuletzt der Brexit setzen dem Unternehmen zu. Schafft es der Modekonzern aus der Krise oder wird daraus ein Mode-Faux-Pas?
Der Modekonzern Hugo Boss meldet am Freitag, 5. August, seine Zahlen fürs zweite Quartal. Experten rechnen damit, dass die Bilanz ähnlich düster wie die vergangenen ausfallen wird. Hauptproblem sind die hohen Ausgaben für Ladenschließungen und die Angst vor Terroranschlägen. Diese dämpft die Kauflust asiatischer Touristen, die nach Europa oder Amerika kommen.
Die Nachrichtenagentur Bloomberg kalkuliert den Umsatz auf 611 Millionen Euro, ein Rückgang von 5,6 Prozent zum Vorjahr. Den Gewinn schätzen die Analysten auf 35 Millionen Euro – 50 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Für 2016 hat der Konzern einen operativen Ergebnisrückgang von mindestens zehn Prozent in Aussicht gestellt. Der Umsatz soll im niedrigen einstelligen Prozentbereich zulegen.
Jahr der Konsolidierung
Erst im Januar meldete der Konzern aus Metzingen eine Gewinnwarnung und einen neuen Vorstand – den ehemaligen Finanzchef Mark Langer. Dieser warnte die Aktionäre vor einem „Jahr der Konsolidierung“. Der Modekonzern will die Investitionen kürzen (um 50 Millionen auf 160 Millionen Euro), die Kosten senken und das Ladennetz straffen. In China mussten bereits 20 Filialen schließen. Langer sagte darauf: „Das ist zwar nicht sexy, dafür aber richtig und wichtig“.
Doch für „sexy“ (Anzüge) ist Boss bekannt – besser gesagt war bekannt. Denn mittlerweile kann Mann und Frau bei Boss einkaufen wie bei Zara um die Ecke. Ein Konzept, das nicht funktioniert. 15 bis 20 Prozent der Produkte in Amerika liegen im hohen Preissegment ab 1.500 Dollar. Zum Vergleich: Anzüge der Marke Armani kosten in den USA dasselbe. Allerdings sind diese beliebter und auch bekannter als Boss. Martin Decot von Oddo Seydler sagt dazu: „In den USA wird Hugo Boss eben nicht als Luxus- oder Premiummarke betrachtet“.
Doch wie schafft es Boss wieder „sexy“ und dabei luxuriös zu sein? Ein Analyst vom Bankhaus Lampe ist davon überzeugt, dass der Weg zurück zum Kerngeschäft - also Anzüge und generell Männermode - sinnvoll ist. Massenware und Zara-Feeling adé. Ob dieser Schritt zusammen mit den Sparmaßnahmen reicht? „Von den deutschen Unternehmen hat Hugo Boss zumindest die besten Karten“, so Decot.
Nur noch Dividende lockt
Ein Blick auf den Kursverlauf zeigt selbst Modemuffeln: hier stimmt etwas nicht. Die Aktie verlor seit Anfang des Jahres 28 Prozent, auf Jahressicht sind es sogar 53 Prozent. Wer mit dem Gedanken spielt Hugo-Boss-Aktien zu shoppen, der sollte bedenken, dass sich die charttechnische Situation erst wieder bessert, wenn auch die fundamentale Entwicklung stimmt. Aber dafür ist es noch zu früh. Investierte Anleger behalten ihre Aktien. Immerhin lockt das Unternehmen mit einer Dividendenrendite von 3,3 Prozent.