Die Hoffnung auf eine Rückkehr der Reisebranche in Richtung Normalität hat am Montag einen kräftigen Dämpfer erhalten. An Bord eines Kreuzfahrtschiffes wurden jüngst zwei Passagiere positiv auf das Coronavirus getestet, zusätzlich steigen in vielen Ländern die Infektionszahlen mit der aggressiven Delta-Variante schnell an. An der Börse werden die Anleger langsam nervös.
Die Aktie der Kreuzfahrtveranstalter Royal Caribbean und Carnival büßen am Montag 6,2 Prozent und 6,1 Prozent an Wert ein. An Bord eines Schiffes von Royal Caribbean waren am Wochenende zwei Teenager positiv auf das Coronavirus getestet worden.
"Ein Gast ist asymptomatisch, der andere zeigt milde Symptome," sagte Royal Caribbean. Die anderen Passagiere, die mit den Jugendlichen reisten und Kontaktpersonen seien negativ getestet worden, so das Unternehmen weiter.
Bei Carnival sorgte zudem die Ankündigung einer Aktienplatzierung (500 Millionen Dollar) für lange Gesichter.
Viele Anleger werden durch den Ausbruch an Bord unsanft daran erinnert, dass die Inzidenzzahlen in vielen Ländern zwar sinken mögen vorüber ist die Pandemie jedoch nicht.
Zusätzlichen Druck auf die Kurse üben Nachrichten aus, wonach sich die als besonders ansteckend geltende Delta-Mutante ihren Weg bahnt. In Großbritannien entfallen auf diese Variante 95 Prozent der Neuinfektionen, heißt es aus offiziellen Kreisen.
In Berlin warnte zudem Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) wegen der schnellen Ausbreitung von Delta Ende vergangener Woche vor einer vierten Infektionswelle und wollte weitere Maßnahmen nicht ausschließen.
Für Reiseanbieter wie Tui ist das eine denkbar ungünstige Entwicklung. Die Aktie des Konzerns war im Hinblick auf die Urlaubssaison ab dem Frühjahr kräftig gestiegen und hatte sich über der Marke von fünf Euro stabilisiert. Am Montag fällt das Papier im Sog der insgesamt schwachen Branche unter 4,50 Euro und damit unter die 100-Tage-Linie.
Auf dem aktuellen Niveau verläuft zudem eine erste charttechnische Unterstützungslinie.
DER AKTIONÄR empfiehlt investierten Anlegern zunächst die Ruhe zu bewahren und bestehende Positionen zu halten. Für einen Neueinstieg sollten eine Kursberuhigung und eine Verbesserung der Nachrichtenlage abgewartet werden.