Am deutschen Aktienmarkt haben am Dienstag die wichtigsten Kursbarometer mit deutlichen Gewinnen an den bereits schwungvollen Oktober-Beginn angeknüpft. Dabei blieb auch am zweiten Tag der Handelswoche die Hoffnung auf eine weniger harte Geldpolitik der Notenbanken der wichtigste Kurstreiber.
Der deutsche Leitindex baute seine Gewinne im Tagesverlauf aus und schloss 3,78 Prozent höher bei 12 670,48 Punkten - damit legte er den dritten Handelstag in Folge zu. Der MDax der mittelgroßen Unternehmen machte mit einem Kursanstieg um letztlich 3,65 Prozent auf 23 498,80 Punkte ebenfalls ordentlich weiter Boden gut.
"Die Stimmung an der Börse kann sich kaum schneller und deutlicher drehen", kommentierte Analyst Konstantin Oldenburger vom Broker CMC Markets. "Die Hoffnung der Anleger auf eine sanfte Landung der Wirtschaft lebt wieder auf, und sie fußt darauf, dass die Zentralbanken in der ganzen Welt das Tempo ihrer geldpolitischen Straffung zumindest drosseln oder sie am Ende ganz beenden."
„Die Zinssenkungsfantasien locken vermehrt Preisjäger an, welche angesichts einer zusehends überverkauften Marktlage ihr Schnäppchen schlagen wollen." In dieses Bild passt, dass die Notenbank in Australien ihren Leitzins weniger stark anhebt als gedacht“, schrieb Analyst Timo Emden von Emden Research. "
Damit erwacht der deutsche Aktienmarkt zu neuem Leben, nachdem die Indizes in der Vorwoche noch mehrjährige Tiefs erreicht hatten. So war der Dax mit 11 862 Punkten auf den tiefsten Stand seit November 2020 gefallen. Auf diesem überverkauftem Niveau hatten jüngst viele Börsianer auf eine nahende Stabilisierung hingewiesen.
Derzeit gibt die Wall Street das Erholungstempo mit vor. Die US-Indizes waren am Vortag ebenfalls stark in den neuen Börsenmonat gestartet und werden zum Handelsauftakt an diesem Dienstag erneut mit klaren Zuwächsen erwartet. Nach dem schwächsten September der vergangenen zwanzig Jahre hätten vor allem die am Vortag veröffentlichten enttäuschende Stimmungsdaten aus der US-Industrie geholfen, hieß es bei den Experten der Credit Suisse. Dieser Dämpfer habe die Sorgen der Investoren gemildert, dass die US-Notenbank Fed in der Geldpolitik die Zügel noch weiter anzieht.
Hierzulande präsentierten sich am Dienstag im Einklang mit dem europaweiten Trends Technologie- und Chipwerte fest. Infineon gewannen unter den Top-Werten im Dax 4,3 Prozent, für SAP ging es um mehr als drei Prozent nach oben. Die Hoffnung auf etwas weniger Druck seitens der Notenbanken trieb den zinssensiblen Sektor an. Adidas-Papiere erholten sich mit gut fünf Prozent Plus von ihren jüngsten Verlusten im Zuge der enttäuschenden Quartalszahlen von Nike. Puma-Aktien verteuerten sich um gut vier Prozent. An der Dax-Spitze rückten Zalando um 5,4 Prozent vor. Die Aktien des Online-Modehändlers waren allerdings in der vergangenen Woche auf den tiefsten Stand seit 2014 gefallen.
RWE knüpften mit 1,6 Prozent an ihren deutlichen Vortagesgewinn im Zuge einer Milliardenübernahme an. Der Energieversorger will den Kohleausstieg jetzt um acht Jahre auf das Jahr 2030 vorziehen. Zugleich sollen zwei Kraftwerksblöcke bis ins Frühjahr 2024 weiterlaufen, die nach derzeitiger Rechtslage eigentlich Ende des Jahres stillgelegt werden sollten.
Rheinmetall verloren am MDax-Ende 5,3 Prozent. Börsianer führten dies auf Meldungen australischer Zeitungen zurück, wonach sich die Entscheidung zwischen dem Luchs-Spähpanzer und dem koreanischen Konkurrenten Redback im Rahmen des Rüstungsprogramms "Land 400 Phase 3" verzögert. Im Auftragsziel von Rheinmetall für 2022 sei wohl ein ordentlicher Posten aus Australien enthalten, hieß es am Markt.