Dem gestrigen Inflationsschock aus den USA folgten heute recht dürftige Erzeugerpreise. Das ließ neue Befürchtungen keimen, dass es zu einem forcierten Zinserhöhungs-Tempo jenseits des Atlantik kommt. DAX und Co rutschten hierzulande am Mittwoch weiter ab. Bei den MDAX-Werten Kion und Uniper mussten gar Abschläge um rund 20 Prozent verkraftet werden.
Der DAX rutschte zum Xetra-Schluss um 1,2 Prozent auf 13.028,00 Punkte ab. Zeitweise war der Leitindex auf 12.950 Zähler abgesackt. Der MDAX der mittelgroßen Börsenunternehmen sank um 21 Prozent auf 24.798 Punkte. Für den Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 ging es am Ende um 0,5 Prozent auf 3.567 Zähler nach unten.
Inflationssorgen lasten weiter auf den europäischen Märkten, kommentierte Analyst Michael Hewson vom Broker CMC Markets. Als Belastung machte er vor allem die Verluste bei Versorger- und Industrie-Titeln aus, da die EU-Kommission von Ursula von der Leyen Verbraucher mit radikalen Maßnahmen bei den hohen Energiepreisen entlasten will. Nach einem nun vorgestellten Gesetzesvorschlag sollen Energiefirmen einen Teil ihrer zuletzt stark gestiegenen Gewinne abgeben.
Uniper ist zwar nicht von "Übergewinnen" betroffen, sondern von extremen Verlusten. Doch heute sorgte die Furcht vor einer noch größeren Anteilsverwässerung im Zuge des Staatseinstiegs für einen Kursrutsch von rund 18 Prozent. Zeitweise sackte der Noch-MDAX-Wert unter die 4-Euro-Marke ab und markiert ein neues Rekordtief.
Am Morgen hatten die Aktien des Gasimporteurs kurz noch positiv auf die aus informierten Kreisen durchgesickerte Meldung reagiert, dass auf der Suche nach einer langfristigen Stabilisierung auch eine Verstaatlichung des Konzerns geprüft wird. Börsianern zufolge setzte sich nach der ersten Erleichterung aber schnell die Erkenntnis durch, dass die Lösung für die Altaktionäre noch weitaus teuer als bisher werden dürfte.
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Noch schwächer als Uniper zeigten sich im MDAX die Aktien Kion. Der Gabelstapler-Hersteller rechnet im dritten Quartal wegen gestiegener Kosten im Projektgeschäft mit einem Verlust im niedrigen dreistelligen Millionen-Euro-Bereich. Störungen in den Lieferketten und deutlich gestiegene Kosten belasteten das Geschäft schwer. Die Aktien von Kion brachen um knapp 30 Prozent ein und waren zeitweise so günstig wie zuletzt 2013. Die Papiere des Wettbewerbers Jungheinrich verloren über fünf Prozent.
Für die Papiere der Lufthansa ging es um mehr als dreieinhalb Prozent nach unten, nachdem der Bund seine Beteiligung an der Fluggesellschaft komplett verkauft hat. Der Wirtschaftsstabilisierungsfonds veräußerte seinen zuletzt verbliebenen Anteil an internationale Investoren - darunter auch an den Logistik-Unternehmer Klaus-Michael Kühne.
Der Online-Händler About You reduzierte wegen der sinkenden Konsumlaune und der Eintrübung der Konjunktur die Umsatz- und Ergebnisziele für das laufende Geschäftsjahr. Die Anteilsscheine knickten am Ende des Nebenwerteindex SDAX um elf Prozent ein. Analystin Georgina Johanan von der US-Bank JPMorgan sieht vor allem kritisch, dass das Management die steigenden Kosten so betonte. Dieser Aspekt sei in den Schätzungen für die Branche noch nicht ausreichend berücksichtigt.
Dagegen verhalf eine angehobene Geschäftsprognose den Anteilsscheinen des Autovermieters Sixt mit knapp einem Prozent Plus in die MDAX-Spitzengruppe.
Im DAX standen die Volkswagen-Vorzugsaktien mit einem Plus von 1,1 Prozent ganz oben. Der Konzern will den Umbau zum Mobilitätsanbieter vorantreiben und besetzt dafür mehrere Führungspositionen im Unternehmen neu. Damit steht die nächste Umstrukturierung an, nachdem der neue CEO Oliver Blume bereits den Vorstand verkleinerte.
BASF- und Covestro-Aktien standen mit Tagesverlusten von mehr als drei Prozent am DAX-Ende. (Mit Material von dpa-AFX)