Nach dem freundlichen Start in die kurze Börsenwoche dürfte der Aufwärtsdrang am deutschen Aktienmarkt am Mittwoch etwas nachlassen. Neben wichtigen Konjunkturdaten aus den USA steht die Debatte über eine mögliche Lockerung der Beschränkungen im Rahmen der Coronakrise in Deutschland im Fokus.
An der Wall Street hatte der Dow Jones gestern kräftig zugelegt, war aber erneut an der runden Marke von 24.000 Zählern gescheitert. Spannend könnte es im Tagesverlauf werden, wenn in den USA im Zuge der anlaufenden Berichtssaison mit Goldman Sachs, der Bank of America und der Citigroup zahlreiche große Finanzhäuser ihre Bücher für das erste Quartal öffnen. Darauf folgen diverse US-Konjunkturdaten, darunter die Einzelhandelsumsätze im März und ein konjunktureller Frühindikator für die vom Coronavirus so schwer betroffene Region New York. Die Pandemie könnte hier tiefe Spuren hinterlassen.
In Deutschland steht die mögliche sukzessive Lockerung der im Rahmen der Virus-Pandemie getroffenen Einschränkungen im Fokus. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) spricht darüber am Nachmittag mit den Ministerpräsidenten der Bundesländer. Per Video-Konferenz wollen unsere Politiker ab 14 Uhr diskutieren und entscheiden, wie und wann Schulen und Läden wieder öffnen, Kontaktverbote gelockert werden können.
Auch EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen will heute Eckpunkte präsentieren, nach denen die EU-Mitgliedstaaten über einen Ausstieg aus der Pandemiebekämpfung entscheiden können.
Die Coronakrise hinterlässt tiefe Spuren. Das genaue Ausmaß bleibt weiter schwer zu beziffern. Der Internationale Währungsfonds (IWF) rechnet im laufenden Jahr mit der schwersten globalen Rezession seit fast hundert Jahren. Die weltweite Wirtschaftsleistung könnte 2020 lauf IWF um drei Prozent zurückgehen, jene der Eurozone sogar um 7,5 Prozent. Im Januar hatte der IWF für 2020 noch ein globales Wachstum von 3,3 Prozent prognostiziert, die Eurozone sollte um 1,3 Prozent zulegen.
Für das kommende Jahr rechnet der IWF mit einer deutlichen Erholung. Die globale Wirtschaft soll dann im Vergleich zum Vorjahr um 5,8 Prozent wachsen, jene der 19 Länder der Eurozone um 4,7 Prozent. Voraussetzung dafür ist aber, dass die Epidemie im zweiten Halbjahr 2020 weitgehend unter Kontrolle gebracht werden kann und sich auch das Wirtschaftsleben wieder normalisiert, wie der IWF erklärte.
Nach der jüngsten Erholungsrallye - immerhin hat der DAX seit dem Tief des Corona-Crashs Mitte März fast 30 Prozent aufgeholt – scheint eine Verschnaufpause überfällig. Wann DAX und Co ihre Gegenbewegung wieder aufnehmen oder ob am Ende doch ein erneuter Kursrutsch folgt, hängt weiter von der Entwicklung rund um das Virus ab. DER AKTIONÄR favorisiert weiterhin eine Fortsetzung der Erholung – und wird mögliche Szenarien und potenzielle Gewinner in seiner kommenden Ausgabe thematisieren, die bereits heute ab 22 Uhr online abrufbar ist.
(Mit Material von dpa-AFX)