Der DAX baut seine Gewinne im Handelsverlauf nach starkem Auftakt weiter aus. Gegen Mittag notiert das deutsche Börsenbarometer über sechs Prozent im Plus – und damit über 1.000 Punkte über dem Corona-Krisen-Tief von vergangener Woche. Einzelwerte in Frankfurt gewinnen zweistellig, darunter Infineon und Nordex.
Am deutschen Aktienmarkt haben die leidgeprüften Anleger am Dienstag etwas kräftiger durchatmen können. Die Lage beruhigte sich weiter. Der DAX gewann gegen Mittag 6,38 Prozent auf 9.298,57 Punkte. Damit hat der Leitindex seit seinem Anfang der Vorwoche markierten Tief nach dem Coronacrash bei 8.255 Punkten nun mehr als 1.000 Punte gut gemacht. Jedoch hole der DAX vorerst nur die maßlose Übertreibung der letzten Handelstage auf, vorschnell als Trendumkehr sollte dies nicht gesehen werden, mahnte Marktexperte Andreas Lipkow von der Comdirect Bank.
Schlechte Wirtschaftsstimmung in der Eurozone keine Überraschung
Die Wirtschaftsstimmung in der Eurozone ist als Folge der Corona-Krise dramatisch eingebrochen. Wie das Marktforschungsinstitut IHS Markit am Dienstag in London mitteilte, sackte der von ihm erhobene Einkaufsmanagerindex im März um 20,2 Punkte auf 31,4 Zähler ab. Das ist ein Rekordtief. Selbst das bisherige historische Tief aus Zeiten der Finanzkrise wurde klar unterboten. Besonders stark trübte sich die Stimmung unter den Dienstleistern ein. "Die Eurozone verzeichnete im März einen beispiellosen Kollaps der Wirtschaftsaktivitäten, ausgelöst durch die Verschärfung der Corona-Pandemie", erklärte Markit.
Diese Einzelwerte stehen heute im Rampenlicht
Unter den Einzelwerten legten im DAX die Infineon-Aktien mit einem Zuwachs von fast 14 Prozent eine Erholungsrally hin. Sie folgten damit den am Vortag an der New Yorker Nasdaq-Börse festen Chipwerten. Die Analysten der US-Investmentbank Jefferies erkoren die Halbleiterbranche jüngst zu einem der längerfristigen Gewinner des Coronavirus.
Fresenius gewannen 12 Prozent. Das US-Analysehaus Bernstein Research sprach zuvor bei Schnäppchenpreisen von Gelegenheit zum Einstieg in eine qualitativ starke Aktie. Der Markt sei zwar wegen der Verschuldung des Medizinkonzerns besorgt, angesichts der Viruskrise erhielten die Krankenhäuser nun aber Geld vom Bund und die Tochter Helios sei hier die erste in der Reihe, hieß es.
Im Zuge eines positiv aufgenommenen Umsatzausblicks schossen die Titel des Windkraftkonzerns Nordex um fast 25 Prozent hoch. Der Laserspezialist LPKF löste mit optimistischen Tönen zur Dividende einen Kurssprung von gut 20 Prozent aus. Die bestätigten Jahresziele von Corestate Capital trotz der Coronavirus-Pandemie kamen bei den Aktionären des Immobilienverwalters ebenfalls gut, wie das Plus von rund 13 Prozent zeigte.
Die Aktien von Thyssenkrupp steckten den zurückgezogenen Ausblick nach ihrem jüngsten Kurseinbruch im Zuge der Corona-Krise sehr gut weg. Als zuletzt besonders stark unter Druck geratene Aktie dominierten sie im MDax mit einem Kurssprung von fast 18 Prozent.
Der Hersteller von Dampfgarern Rational kassierte seineen Ausblick ebenfalls. Zur Begründung hieß es, dass die Corona-Auswirkungen auf 2020 momentan nicht vorhersagbar seien. Rational notieren zuletzt als einer der schwächste Werte am Markt moderat im Minus.
Ob technische Gegenbewegung oder Wendepunkt – diese Frage lässt sich angesichts der hohen Volatilität der vergangenen Tage nicht seriös beantworten. Für Anleger ist der heutige Anstieg dennoch eine willkommene Abwechslung. Bis einschließlich Montag hat der DAX 37 Prozent ausgehend von seinem Allzeithoch im Februar verloren. Eine Gegenbewegung war und ist damit überfällig.
Mit Material von dpa-AFX