Außer Spesen nichts gewesen, so könnte am Donnerstag das Fazit zum deutschen Aktienhandel lauten. Zwar brachte ein milliardenschweres Konjunkturpaket der Europäischen Zentralbank (EZB) am Nachmittag kräftig Bewegung in die Kurse; am Ende schloss der DAX jedoch mit einem Minus von 0,45 Prozent bei 12.430,56 Punkten. Die Luft für den Leitindex war wohl nach zwei außerordentlich starken Börsentagen schon etwas dünn geworden.
Als die EZB am frühen Nachmittag eine Aufstockung des Anleihekaufprogramms um 600 Milliarden Euro ankündigte, stieg der DAX zunächst auf den höchsten Stand seit Ende Februar. Anschließend legte er aber wieder den Rückwärtsgang ein. Analyst David Iusow vom Broker IG vermutet, dass Anleger mit dem starken Anstieg der Kurse in den vergangenen beiden Tagen die positiven Nachrichten von der EZB bereits "eingepreist" hätten.
Der MDAX schloss hingegen mit 0,31 Prozent im Plus bei 26.760,42 Zählern. Hier stützten die Kursgewinne schwer gewichteter Aktien wie Airbus, Deutsche Wohnen und LEG Immobilien den Index der mittelgroßen Börsentitel.
Europas Währungshüter legen im Kampf gegen die beispiellosen wirtschaftlichen Folgen der Pandemie des Coronavirus noch einmal nach und erhöhen das Notkaufprogramm für Anleihen um 600 Milliarden auf nunmehr 1,35 Billionen Euro. Fachleute hatten zuvor mit weiteren 500 Milliarden Euro gerechnet. Die Mindestlaufzeit des Kaufprogramms verlängert die EZB zudem um ein halbes Jahr bis Ende Juni 2021.
Zu den Verlierern im DAX zählten die meisten Automobilwerte. Die Spitzen der großen Koalition hatten am Vorabend in Berlin gegen Kaufprämien für abgasarme Verbrennungsmotoren entschieden. Auf eben solche Prämien hatte man an der Börse aber gesetzt, entsprechend enttäuscht reagierten Anleger: Aktien des Zulieferers Continental fielen als DAX-Schlusslicht um 4,1 Prozent. Daimler verloren 2,5 Prozent und Volkswagen ein Prozent. Lediglich BMW schlossen leicht im Plus.
HeidelbergCement schafften es am Tag der Hauptversammlung mit einem Plus von 3,4 Prozent auf Rang zwei im DAX hinter den Aktien von Vonovia . Unternehmenschef Dominik von Achten sagte, der Zementhersteller verfüge zur Refinanzierung über ausreichend Liquidität.
Adidas sendete positive Signale zu den Aktivitäten in China. Das Geschäft dort sei im Mai wieder besser gelaufen. Anleger dankten es mit einem Kursplus von 1,8 Prozent.
Bayer-Aktien büßten dagegen vier Prozent ein. Ein Gericht in den USA hatte eine unter Einschränkungen erteilte Zulassung für den Unkrautvernichter Dicamba wieder aufgehoben. Sollte das Produkt tatsächlich vom US-Markt verschwinden, könnte das den operativen Gewinn (Ebitda) des Unternehmens im Jahr 2021 mit rund zwei Prozent belasten, sagte Analyst Richard Vosser von der Bank JPMorgan.
Im MDAX legten die Papiere des DAX-Anwärters Deutsche Wohnen um 2,8 Prozent zu. Börsianer rechnen damit, dass der Titel im DAX die Papiere von Lufthansa ersetzen wird. Vonovia und LEG Immobilien erklommen sogar Rekordhochs.
(Mit Material von dpa-AFX)