Der DAX könnte sich zum Monatsende nochmals ein Stück weit von der 12.000-Punkte-Marke entfernen. Der Broker IG jedenfalls taxiert den deutschen Leitindex am Freitag zwei Stunden vor Xetra-Start 0,3 Prozent tiefer auf 11.940 Punkte. Das Ringen um die psychologisch wichtige Marke geht aber wohl den dritten Tag in Folge weiter.
Die US-Börsen hatten eine Vortagserholung am Donnerstag gleich wieder mit massiven Verlusten gekontert, was denn auch in Asien wieder den Handel belastete. Die Europa-Börsen hatten viel davon vorweggenommen. Nach Einschätzung der Credit-Suisse-Experten bleibt das Stimmungsbild aber getrübt von den Inflations-, Zins- und Konjunktursorgen. Schließlich hatte es eine zweistellige Inflationsrate in Deutschland seit 70 Jahren nicht mehr gegeben. Selbst der relativ gute Börsengang der Porsche AG konnte dem Markt am Vortag keinen positiven Impuls verleihen.
Die kräftige Kurserholung an der Wall Street vom Mittwoch hat sich als Strohfeuer erwiesen. Am Donnerstag schürten robuste Konjunkturdaten einmal mehr die Sorge, dass die Leitzinsen im Kampf gegen die hohe Inflation weiter steigen dürften. So sank die Zahl der wöchentlichen Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe in der vergangenen Woche überraschend und deutlich. Damit sackten die wichtigsten Börsenbarometer am US-Aktienmarkt wieder ab, wobei die zinssensiblen Technologiewerte besonders stark unter Druck gerieten.
Der Leitindex Dow Jones Industrial fiel um 1,54 Prozent auf 29.225,61 Punkte. Für den marktbreiten S&P 500 ging es um 2,11 Prozent auf 3.640,47 Zähler nach unten. Der Technologiewerte-Index Nasdaq 100 sackte um 2,86 Prozent auf 11.164,78 Punkte ab. Der Tech-Sektor enthält viele hoch bewertete Aktien; entsprechend sensibel reagiert die Branche auf steigende Zinsen, denn künftige hohe Unternehmensgewinne sind dann zum heutige Zeitpunkt weniger wert.
Die asiatischen Börsen haben am Freitag weiter an Boden verloren. Besonders hoch fielen die Verluste in Japan aus. Dort sank der Leitindex Nikkei 225 im späten Handel mehr als zwei Prozent auf 25.836 Punkte und damit auf den tiefsten Stand seit Juni. Auf Wochensicht steuert der Nikkei 225 auf ein Minus von fast fünf Prozent zu. Seit dem Zwischenhoch von mehr als 29.000 Punkten büßte der Index zwischen rund zwölf Prozent ein. Der CSI-300-Index mit den 300 wichtigsten Unternehmen der Festlandbörsen verlor im späten Freitagshandel dagegen nur leicht an Wert. Seit vergangenem Minus summiert sich der Verlust auf rund ein Prozent. In der chinesischen Sonderverwaltungszone Hongkong lag der Leitindex Hang Seng zuletzt knapp unter dem Schluss vom Donnerstag und etwas mehr als vier Prozent unter dem Endstand vom vergangenen Freitag.
Auf der Terminseite ist es zum Wochenausklang recht ruhig. Neben Porsche dürfte weiter Varta im Fokus stehen. Der Vorstandsvorsitzende des Batteriekonzerns, Herbert Schein, hat sein Amt niedergelegt. Auch beim kriselnden Gesundheitskonzern Fresenius und seiner Dialysetochter Fresenius Medical Care steht am Samstag ein Führungswechsel an. Michael Sen, bisher Leiter der Flüssigmedizinsparte Kabi, steigt zum Vorstandschef von Fresenius auf und löst Stephan Sturm ab, der den Bad Homburger DAX-Konzern verlässt. Bei Fresenius Medical Care wiederum übernimmt Carla Kriwet das Ruder, die den in Ruhestand gegangenen Vorgänger Rice Powell ersetzt.
DER AKTIONÄR wird im Laufe des Tages über sämtliche wichtigen Entwicklungen und Neuigkeiten an den nationalen und internationalen Märkten berichten.