Nobelpreisträger Robert Shiller bezeichnete die Corona-Krise unlängst als "Jahrhundertereignis". Ähnlich dramatisch ordnen nun zwei Harvard-Professoren die Situation ein. Sie sehen die schlimmste aller Krisen auf die Märkte zukommen. Nur absolut entschlossenes und beinahe maßloses Handeln der Regierungen könne diese – wenn nicht verhindern – dann zumindest abmildern.
Als "Jahrhundertereignis" hat Nobelpreisträger und Bestsellerautor Robert Shiller die gegenwärtige Corona-Krise unlängst im Gespräch mit dem AKTIONÄR bezeichnet. Der Yale-Professor erhält nun Zuspruch aus Harvard. Carmen Reinhart und Kenneth Rogoff sehen die schlimmste aller Krisen auf die Weltwirtschaft zu kommen.
"Die Pause-Taste gedrückt"
Rogoff sagt in einem Interview: "Diese Krise hat das Potenzial, dauerhaften, gewaltigen Schaden anzurichten, selbst wenn wir in einem Jahr aus der Krise sind. Das ist, als würde jemand für die Wirtschaft die Pause-Taste drücken." Im schlimmsten Fall könnten die Preise für Lebensmittel gravierend steigen. Tatsächlich ist eine solche Entwicklung derzeit in China bereits zu beobachten.
Fühlt sich wie Mini-Große-Depression an
Die Situation in den USA sei gespenstisch, ist zu lesen. Einkaufszentren sind menschenleer. Einzelhändler wie Nordstrom, Macy's und Abercrombie & Fitch, aber auch Nike, Under Armour und Lululemon haben alle ihre Geschäfte für Wochen geschlossen. Es ist ihr Beitrag die Ausbreitung des Virus einzudämmen. Fast-Food-Ketten wie McDonald's, Kaffeehausbetreiber wie Starbucks und andere Gastronomiebetriebe sind dazu übergangen, ihre Produkte nur noch außer Haus zu verkaufen. Das ganze fühle sich an wie eine "Mini-Great-Depression".
"Etwas ziemlich schwerwiegendes"
"Das ist etwas ziemlich Schwerwiegendes. Wenn sich das über mehr als nur ein paar Wochen hinaus zieht, dann verstehe ich nicht, wie Sie aus den Konkursen herauskommen wollen. Und wir sprechen hier von einem viel langwierigeren Prozess", sagt Harvard-Professorin Reinhart.
Noch sind sich Ökonomen uneins darüber, wie stark die Auswirkungen des "sudden stop" die Wirtschaft beschäftigen werden. Der abrupte Einbruch bei Angebot und Nachfrage ist ungewöhnlich. Hinzu kommen hohe Schuldenquoten in einzelnen Ländern wie Italien, die den Handlungsspielraum einschränken. Das Schlimmste verhindern können Regierungen derzeit laut Rogoff nur, wenn sie massive Investitionen anstoßen. Auch die Notenbanken müssten weitaus mehr tun. Die Zinsen könnten "bis minus sechs Prozent sinken, um schneller aus der Krise zu kommen." Wir müssten die gleichen Anstrengungen unternehmen wie in Kriegszeiten, so Rogoff weiter.