Der deutsche Aktienmarkt hat zur Wochenmitte kräftig Federn gelassen. Negative Vorgaben der US-Börsen und die anhaltenden Konjunktursorgen lasteten erneut auf der Stimmung. Zudem verhielten sich viele Anleger laut Marktbeobachtern lieber passiv vor der EZB-Sitzung an diesem Donnerstag. Der DAX, der im Handelsverlauf auf ein Fünf-Wochen-Tief gefallen war, konnte sich bis zum Schlussgong hiervon nur mäßig erholen. Letztlich ging der deutsche Leitindex mit minus 1,5 Prozent bei 15.610 Punkten aus dem Handel. Der MDAX der büßte 0,9 Prozent auf 35.944 Zähler ein.
An den Börsen dominiert nach einigen schwachen Daten wieder die Sorge, dass der Schwung der Konjunkturerholung verpuffen könnte. Dabei rätseln Experten, ob die Notenbanken sich deshalb mit der Kurskorrektur ihrer bisher ultralockeren Geldpolitik noch etwas Zeit lassen könnten. Weiterer Druck kam zuletzt von den US-Börsen.
Mit dem Fall unter die Tiefs aus dem August habe sich aus technischer Sicht die Situation im Dax leicht verschlechtert, erklärte Analyst Jochen Stanzl von CMC Markets. Allerdings sei auf diesem Niveau einmal mehr die Kaufbereitschaft der Schnäppchenjäger zu erkennen gewesen. "Sollte sich der DAX jetzt schnell wieder fangen, könnte der Mittwoch als ein Ausrutscher in einer damit andauernden Seitwärtsphase abgehakt werden."
Unter den Einzelwerten fielen die Anteilsscheine von Siemens Energy um rund 8 Prozent und waren klares Schlusslicht im DAX. JPMorgan-Analyst Andreas Willi strich seine "Overweight"-Empfehlung für die Aktie. Er sieht für das Papier zwar weiter deutlichen Bewertungsspielraum, fürchtet aber massive Ergebnisrisiken bei Siemens Gamesa, an denen Siemens Energy 67 Prozent hält.
Covestro-Anteile stiegen im Handelsverlauf auf ein Hoch seit Mai und gehörten zum Schlussgong mit einem Aufschlag von rund 0,7 Prozent zu den Favoriten im DAX. Hier stützte eine Analystenstimme: Die Experten der US-Investmentbank Goldman Sachs halten den Spezialchemiekonzern für massiv unterbewertet.
Airbus konnten ihre Gewinne bis zum Abend nicht halten und verloren 0,3 Prozent. Der Flugzeugbauer lieferte im August zwar weniger Maschinen aus als im Vormonat, allerdings holte Airbus zugleich mehr Aufträge herein als in jedem vorangegangenen Monat des Jahres.
Die Freude über eine gute Auftragslage bei Nordex auf dem Heimatmarkt hielt dagegen nicht lang. Die Papiere des Windkraftanlagenbauers hatten bereits früh ihren Anfangsgewinn abgegeben. Sie schlossen als MDAX-Letzter mit einem Abschlag von rund 5,5 Prozent.
Nach dem jüngsten Rutsch um mehr als 10 Prozent rappelten sich die Titel der Lufthansa hingegen gegen den schwachen Markttrend wieder auf. Die Aktien der Kranich-Linie schlossen rund 0,6 Prozent fester, nachdem sie am Morgen noch einen weiteren Tiefstand seit November erreicht hatten.
Auch Fraport-Anteile erholten sich vom in der Frühe erreichten Tief seit Juli, sie gewannen letztlich an der MDAX-Spitze knapp 2,3 Prozent. Zuvor hatte Eurowings-Chef Jens Bischof in der Süddeutsche Zeitung von einem positiven Trend bei Geschäftsreisen berichtet. Die Zahl der Buchungen habe sich in den letzten Wochen verdoppelt und er rechne mit einer Fortsetzung des Trends im Herbst.
(Mit Material von dpa-AFX)