Mit der Branchen-Rotation Richtung "Old Economy" konnte der oft als altbacken und träge gescholtene Deutsche Aktienindex DAX in der vergangenen Woche neue, nie zuvor gesehene Höhen erklimmen. Die Chancen stehen gut, dass sich der Aufschwung am deutschen Aktienmarkt noch fortsetzt. Der DAX könnte mit ein wenig Glück sogar die 15.000-Punkte-Marke erreichen. Der Wochenausblick.
Vor einem Jahr sah es noch düster aus: Der Deutsche Aktienindex DAX setzte Mitte März 2020 nach einer beispiellosen Talfahrt zu seinem finalen Abtaucher in den Bereich von etwas über 8.000 Punkten an. Hier verharrte der Index unter Schwankungen ziemlich genau eine Woche, um dann fast zeitgleich mit Beginn der Lockdown-Maßnahmen in Deutschland zu einer fulminanten Aufholjagd anzusetzen.
Diese führte den DAX in der vergangenen Woche auf einen neuen Höchststand von 14.595 Punkten. Auch wenn wohl kein Anleger die Extrempunkte genau getroffen hat: Fast 80 Prozent in knapp 12 Monaten mit deutschen Standardwerten sind phänomenal.
Im Vergleich zum Vorjahr dürfte die weitere Entwicklung des deutschen Aktienmarktes diesmal geradezu nervenschonend verlaufen. Während sich die öffentliche Diskussion noch um Impfstoffe und Inzidenzen dreht, haben die Aktienmärkte die Corona-Krise scheinbar längst abgehakt.
Zinsangst-Delle schnell ausgebügelt
Wie robust die Börsen derzeit sind, zeigte zuletzt auch das schnelle Ausbügeln der Delle durch steigende Renditen am Anleihemarkt. Anleger haben den Rücksetzer offensichtlich eher als Chance zum Nachkaufen denn als ernsthafte Gefahr begriffen. "Die Bedenken mancher Marktteilnehmer, steigende Anleiherenditen könnten Aktien empfindlich treffen, scheinen erst einmal vom Tisch zu sein", merkt Marktstratege Markus Reinwand von der Helaba dazu an.
"Aktuell nicht zu stoppen", stellt der technische Analyst Jörg Scherer von HSBC beim Blick auf das Chartbild fest. Ein frisches Anlagekaufsignal auf neuen Höhen stimmt Scherer für den DAX ebenso zuversichtlich wie "der Faktor Saisonalität, der noch bis Ende April grünes Licht signalisiert". Da auch die richtungsweisenden US-Börsen auf Rekordjagd sind, stellt der Analyst fast schon philosophisch fest: "Es liegt derzeit also die vermeintlich beste aller (Aktien-)Welten vor."
"Ultralockere Geldpolitik und verbesserte Wachstumsaussichten"
Für die robuste Verfassung der Märkte spricht nach Ansicht des Helaba-Experten Reinwand auch die fundamentale Lage. Die "massive Unterstützung durch Konjunkturprogramme, eine weiterhin ultralockere Geldpolitik, der Mangel an Anlagealternativen und verbesserte Wachstumsaussichten" nennt der Aktienstratege als handfeste Argumente für die Aktienmärkte.
Fondsmanager Jens Ehrhardt hatte im Juli 2020 für den DAX ein 2021er-Ziel von 16.000 Punkten ausgegeben. In einem Interview mit dem Handelsblatt vor einer Woche bestätigte er seine Prognose. Obwohl er den Optimismus der Investoren an den Aktienmärkten für gefährlich hält, dürfte die von Notenbanken und Regierungen ausgelöste Liquiditätsflut weitere Kurssteigerungen nach sich ziehen. Seine Prognose hält Erhardt trotz der jüngsten Turbulenzen für "keineswegs verwegen".
Kurzfristig steht jedoch erst einmal die 15.000er-Marke im Visier. Nach einer Abkühlungspause sollte sie in absehbarer Zeit erreicht und wahrscheinlich auch überschritten werden. Lediglich ein Rückschlag in der Corona-Krise würde das Index-Ziel wieder in die Ferne rücken.
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Augen und Ohren auf die US-Notenbank
Neue Konjunkturdaten dürften eine gute Lage widerspiegeln. Für die ZEW-Konjunkturumfrage im März, die am Dienstag ansteht, erwarten die Volkswirte der Deka bei Lageeinschätzung und Erwartungen einen leichten Anstieg. Zur Wochenmitte stehen die Märkte dann ganz im Zeichen der US-Notenbank Fed. Da keine Zinsentscheidungen absehbar sind, richtet sich die Aufmerksamkeit wie so oft auf die anschließende Pressekonferenz. Der Renditeanstieg der US-Anleihen, der die Finanzmärkte zeitweise durcheinander gewirbelt hat, sollte Fed-Chef Jerome Powell einige Worte wert sein.
"Angesichts der zunehmenden Nervosität an den Rentenmärkten wird entscheidend sein, dass die Fed ohne Wenn und Aber ein längeres Festhalten an ihrer geldpolitischen Ausrichtung bestätigt", stellt Robert Greil, Chefstratege von Merck Finck, dazu fest. Doch damit nicht genug. Mit dem gewaltigen US-Konjunkturpakets über 1,9 Billionen Dollar, das in den USA gerade verabschiedet wurde, "besteht für den Wirtschaftsausblick vermutlich weiterer Anpassungsbedarf nach oben", sind sich die Volkswirte der Deka sicher.
Chance-Risiko-Profil nicht mehr attraktiv
Bei solch positiven Aussichten sollen die Gefahren aber nicht verschwiegen werden. Aktienstratege Reinwand mahnt bei aller Zuversicht die "zum Teil sehr hohe Bewertung" an. Das begrenze den Spielraum für weitere Gewinne. "Auf dem aktuellen Kurs-und Bewertungsniveau ist das Chance-Risiko-Profil dies- und jenseits des Atlantiks nicht sonderlich attraktiv", warnt Reinwand vor allzu viel Optimismus.
Und auch das US-Konjunkturprogramm hat seine Schattenseiten. "Die US-Konjunktur läuft schon rund und der Kongress packt trotzdem noch mal einen 2-Billionen-Dollar-Stimulus oben drauf. Die Sorgen über steigenden Inflationsdruck nehmen zu", gibt Helaba-Volkswirt Patrick Franke zu bedenken.
Fünf DAX-Unternehmen mit detaillierten Jahreszahlen
Einige Unternehmen legen in der neuen Woche auch noch ihre (detaillierten) Geschäftszahlen für 2020 vor. So etwa Grand City Properties, Hypoport, Mensch und Maschine, Salzgitter und Talanx am Montag, Fraport, RWE, Volkswagen, Wacker Chemie und Zalando am Dienstag, BMW, Leoni, Munich Re und OHB am Mittwoch, sowie Deutz, Hapag-Lloyd, HeidelbergCement, Rheinmetall, Vossloh und Zur Rose am Donnerstag. (Mit Material von dpa-AFX)
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