Die Automobilindustrie leidet seit Monaten unter der Coronavirus-Pandemie und den damit verbundenen negativen Konsequenzen. So ist Daimler im ersten Quartal nur hauchdünn an roten Zahlen vorbei geschrammt. Und in den ersten sechs Monaten dieses Jahres musste der Autobauer einen Einbruch beim Pkw-Absatz von 19 Prozent und bei den Lkws von 38 Prozent hinnehmen. Folgerichtig wurde auf der Hauptversammlung den Aktionären ein operativer Verlust für das abgelaufene zweite Quartal "vorab" serviert. Die Frage lautet: Geht es ab jetzt wieder aufwärts!?
Daimler-Chef Ola Källenius „hofft“ zumindest auf eine Besserung im zweiten Halbjahr. Mut macht dabei der Juni, in dem wieder mehr Pkws als im Vorjahr ausgeliefert worden sind. Alle Händler haben ihre Geschäfte wieder geöffnet - dennoch weigerte sich Källenius, auf der am Mittwoch virtuell abgelaufenen Hauptversammlung (HV) eine konkrete Prognose für 2020 abzugeben.
Die Ergebnisse dürften aber unter dem Vorjahresniveau liegen. Bloomberg-Analysten rechnen beim EBIT für dieses Jahr nur mit einem Plus in Höhe von 1,12 Milliarden Euro. Im vergangenen Jahr konnten die Stuttgarter noch 4,11 Milliarden Euro auf der Habenseite verbuchen. Und auch bei der Betrachtung des freien Cash-Flows wird dieses Jahr keine gesteigerte Freude aufkommen: So sollen nach Schätzungen der Bloomberg-Experten liquide Mittel in Höhe von 4,64 Milliarden Euro abfließen.
Geld, das die Stuttgarter eigentlich gut für ihre dringend notwendige "Elektromobilitäts-Offensive" gebrauchen könnten. In dem Geschäftsfeld hat man signifikanten Nachholbedarf: Daimler hat die Veränderungen von Märkten und Mobilitätsbedürfnissen schlichtweg zu spät erkannt – ein Versäumnis der „Zetsche-Ära“.
Als Gegenmaßnahmen hat Daimler auf der HV eine Verschärfung des jüngst ausgerufenen Sparziels von 1,5 Milliarden Euro beschlossen. So soll es zum Beispiel zukünftig eine Obergrenze für Investitionen geben - der Abbau von 10.000 Arbeitsplätzen wurde bereits zuvor festgezurrt.
Daimler liefert zumindest aus fundamentaler Sicht derzeit keine Kauf-Argumente – die Aktie ist aktuell "nur" eine Halteposition. Charttechnisch entsteht ein neues Kaufsignal, sobald Daimler die wichtige 200-Tage-Linie nimmt, die derzeit bei 40,44 Euro verläuft.
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